22.11.2024
Jugendwerkhof Torgau Neue Dauerausstellung Erinnert an DDR Heimerziehung

Die Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau: Erinnerung an die Repressionen der DDR-Heimerziehung

Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau in Sachsen hat eine neue Dauerausstellung eröffnet, die an die Repressionen der DDR-Heimerziehung erinnert. Wie die Zeit berichtet, wurde die Ausstellung 35 Jahre nach der Entlassung des letzten Jugendlichen aus der Einrichtung eröffnet und bietet einen umfassenderen Einblick in die Schicksale der Betroffenen. Der Jugendwerkhof Torgau war die einzige geschlossene Heimeinrichtung der DDR und diente der Umerziehung von Jugendlichen unter haftähnlichen Bedingungen. Die neue Ausstellung trägt den Titel "Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus!" und thematisiert erstmals auch sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe. Besucher können sich mithilfe von Hörstationen und Lesehilfen mit der DDR-Heimerziehung auseinandersetzen.

Wie der Tagesspiegel berichtet, wurden zwischen 1964 und 1989 rund 4.000 Jugendliche in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau eingewiesen. Die Gedenkstätte, die seit 2009 besteht und bisher 265.000 Besucher verzeichnete, hat ihre Dauerausstellung überarbeitet, um den Lebensalltag und die Gefühlswelt der jungen Menschen noch besser darzustellen. Zur Eröffnung der neuen Ausstellung waren rund 200 Gäste anwesend, darunter zahlreiche ehemalige Heimkinder. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte die Bedeutung der Gedenkstätte, um die DDR-Heimkinder als Opfergruppe der SED-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und der Bundesbeauftragte für Ostdeutschland Carsten Schneider nahmen an der Eröffnung teil. Roth hob hervor, dass Torgau die bundesweit einzige Gedenkstätte sei, die einen Einblick in das Unrechtssystem der DDR-Heimerziehung am historischen Ort ermögliche.

Die Website der Gedenkstätte (jugendwerkhof-torgau.de) informiert über die Geschichte des Jugendwerkhofs, der offiziell als einzige geschlossene Heimeinrichtung der DDR galt. Die Anlage ähnelte mit ihren hohen Mauern, Wachtürmen und vergitterten Fenstern einem Gefängnis. Tatsächlich diente der 1901 erbaute Gebäudekomplex bis zur Übernahme durch die Jugendhilfe auch als Gefängnis. Die Gedenkstätte bietet neben der Dauerausstellung auch Wanderausstellungen und die "Blackbox Heimerziehung" an, um über die repressive Heimerziehung in der DDR aufzuklären. Außerdem veröffentlicht die Gedenkstätte eine Schriftenreihe mit aktuellen Forschungsergebnissen und Einzelschicksalen von Opfern der DDR-Jugendhilfe.

Wie auf der Website von DOK Leipzig (dok-leipzig.de) zu lesen ist, wurde in Kooperation mit der Gedenkstätte der animierte Dokumentarfilm "Biegen und Brechen" gezeigt, der die Geschichte von Alexander erzählt, einem Jugendlichen, der in der DDR wegen der Kritik seiner Mutter am Staat in verschiedene Heimeinrichtungen eingewiesen wurde und schließlich im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau landete. Der Film und das Begleitmaterial bieten eine Möglichkeit, sich mit dem Thema der DDR-Heimerziehung im Unterricht auseinanderzusetzen.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fördert über die Initiative "Jugend erinnert" verschiedene Projekte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, darunter auch ein Projekt der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau (jugend-erinnert.de). Das Projekt mit dem Titel "'Es kommt der Tag, da bin ich wieder frei!' – (keine) Jugend in den Umerziehungsheimen der DDR" nutzt digitale Formate, um die Geschichte der Umerziehungsheime aufzuarbeiten und zugänglich zu machen.

Quellen:
Weitere
Artikel