Der britische Starkoch Jamie Oliver, bekannt für seine Kochshows und sein Engagement für gesunde Ernährung, sah sich kürzlich gezwungen, sein Kinderbuch "Billy and the Epic Escape" (deutscher Titel: "Billy und das Rätsel um die rote Frau") aus dem Handel zurückzuziehen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 14. November 2024 berichtete, folgte dieser Schritt auf heftige Kritik von Vertretern der indigenen Bevölkerung Australiens, die dem Buch vorwarfen, Stereotype zu verbreiten und kulturelle Aneignung zu betreiben.
Die FAZ zitiert die „New York Times“, die den Rückzug des Buches in den Kontext einer breiteren gesellschaftlichen Entwicklung stellt. Demnach sei das „Zeitalter des Woke“ vorbei und die Mehrheit wolle sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie zu denken und zu sprechen habe.
Der Vorwurf der kulturellen Aneignung konzentrierte sich laut Berichten von Medien wie T-Online und Spiegel Online insbesondere auf die Darstellung indigener Begriffe und die Episode der Entführung eines Mädchens aus einer indigenen Pflegefamilie. Diese Passage erinnerte Kritiker an die traumatische Geschichte der "Stolen Generations", in der indigene Kinder ihren Familien entrissen wurden. Sharon Davis, Geschäftsführerin der National Aboriginal and Torres Strait Islander Education Corporation (NATSIEC), kritisierte insbesondere das Kapitel "To Steal a Child", das ihrer Ansicht nach rassistische Stereotype aufrechterhalte, wie die Frankfurter Rundschau (FR) am 13. November 2024 berichtete.
Sowohl Oliver als auch der Verlag Penguin Random House entschuldigten sich öffentlich für die Fehleinschätzung und zogen das Buch weltweit aus dem Verkauf zurück. Wie das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels am 11. November 2024 meldete, stoppte auch der deutsche Verlag Dorling Kindersley die Auslieferung. Oliver zeigte sich in einer Erklärung betroffen und bedauerte, Anstoß erregt zu haben. Er betonte, es sei nie seine Absicht gewesen, dieses sensible Thema falsch darzustellen.
Die Kontroverse unterstreicht die Bedeutung einer sensiblen und informierten Darstellung kultureller Themen in der Kinderliteratur. Indigene Autoren und Organisationen, wie Cheryl Leavy, forderten den Verlag auf, zukünftig eng mit indigenen Beratern zusammenzuarbeiten, um ähnliche Fehler zu vermeiden. Der Fall wirft auch die Frage auf, wie Verlage mit der Überprüfung von Inhalten auf kulturelle Sensibilität umgehen und wie die Balance zwischen künstlerischer Freiheit und dem Respekt vor anderen Kulturen gewahrt werden kann.
Die ZEIT berichtete in mehreren Artikeln über Jamie Oliver und seine Arbeit, darunter Interviews und Beiträge zu seinen Kochbüchern. In einem Interview vom 31. Oktober 2023 sprach Oliver über die Herausforderungen des Kochens und in einem weiteren vom 7. Oktober 2022 über seine Rolle als Koch und die Auswirkungen seiner Arbeit.
Der Stern beleuchtete in einem Artikel vom 11. November 2024 die verschiedenen Skandale, in die Oliver im Laufe seiner Karriere verwickelt war, darunter Vorwürfe bezüglich Gammelfleisch in seiner Metzgerei, Kritik an der Zusammensetzung seiner Produkte und Kontroversen um seine Äußerungen zur Kinderernährung.
Auch der Blog zimtkringel.org veröffentlichte am 20. April 2019 einen Beitrag über Jamie Oliver und präsentierte ein Rezept für Brathähnchen aus seinem Buch "The Naked Chef".
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