Der Rücktritt von Premierminister Justin Trudeau wirft Fragen zur wirtschaftlichen Zukunft Kanadas auf. Wie die F.A.Z. berichtet, hinterlässt er ein Land mit hohen Lebenshaltungskosten, einer komplexen Immigrationspolitik und einer Schwäche bei Investitionen. Zusätzlich drohen mögliche Zölle vonseiten der USA unter Präsident Donald Trump, die die Wirtschaft weiter belasten könnten.
Trudeau, der 2015 mit dem Versprechen eines modernen und progressiven Kanadas angetreten war, sah sich zuletzt sinkenden Umfragewerten und zunehmender Kritik ausgesetzt. Laut der Süddeutschen Zeitung gaben nur noch 22 Prozent der Kanadier an, mit seiner Politik zufrieden zu sein. Auch parteiintern stieg der Druck, was schließlich zu seinem Rücktritt führte.
Ein zentraler Faktor für die Unzufriedenheit der Bevölkerung sind die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere für Wohnen und Lebensmittel. Trotz der Bemühungen der Bank of Canada, die Inflation einzudämmen, bleiben die Preise hoch. Die F.A.Z. berichtet, dass jeder zweite Kanadier Schwierigkeiten hat, seinen Kühlschrank zu füllen, und die Zahl der Menschen, die auf Armenküchen angewiesen sind, deutlich gestiegen ist.
Ein weiteres Problem ist der gravierende Wohnungsmangel, vor allem in Großstädten wie Vancouver und Toronto. Die F.A.Z. hebt hervor, dass die Immobilienpreise in diesen Städten im Vergleich zu ähnlichen US-Metropolen deutlich höher sind, während die Einkommen niedriger ausfallen. Hohe Hypothekenzinsen verschärfen die Lage zusätzlich.
Auch das kanadische Gesundheitssystem ist stark belastet. Lange Wartezeiten auf Facharzttermine sind üblich. Die tagesschau berichtet von durchschnittlichen Wartezeiten von 30 Wochen.
Die hohe Zuwanderung, die lange Zeit das Wirtschaftswachstum Kanadas angetrieben hatte, trug zur Verschärfung der Probleme auf dem Wohnungsmarkt und im Gesundheitssystem bei. Trudeau reagierte mit einer Reduzierung der Zuwanderungsquoten. Dies ist jedoch ebenfalls problematisch, da Zuwanderer wichtige Arbeitskräfte darstellen und die Nachfrage ankurbeln, so die F.A.Z.
Ein weiteres strukturelles Problem ist die stagnierende Produktivität. Die F.A.Z. führt dies auf mangelnde Investitionen in vielen Branchen zurück, was zu einem geringen Produktivitätswachstum führt. Das kanadische Pro-Kopf-BIP wuchs in den letzten Jahren langsamer als das der meisten anderen G7-Staaten.
Die taz stellt den Rücktritt Trudeaus auch in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Amtsantritt von Donald Trump in den USA. Trump drohte mit Zöllen auf kanadische Importe, was die kanadische Wirtschaft zusätzlich belasten würde. Trudeaus Versuche, Trump von diesem Vorhaben abzubringen, blieben erfolglos.
Trudeaus Rücktritt hinterlässt ein Kanada mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Sein Nachfolger steht vor großen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Wirtschaft zu beleben und die bestehenden Probleme zu lösen.