Der US-Flugzeugbauer Boeing steht vor einer entscheidenden Wende in seiner Unternehmensgeschichte mit der Ernennung von Kelly Ortberg zum neuen CEO. Ortberg, der am 8. August 2024 sein Amt antreten wird, bringt eine umfassende Erfahrung aus der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie mit, die er in über 35 Jahren in verschiedenen Führungspositionen gesammelt hat.
Ortberg, der bis vor drei Jahren als CEO des Luftfahrt- und Rüstungszulieferers Rockwell Collins tätig war, kehrt aus dem Ruhestand zurück, um den kriselnden Konzern durch eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte zu führen. Die Herausforderung, vor der er steht, könnte kaum größer sein, da Boeing seit den beiden tragischen Abstürzen der 737 Max im Jahr 2018 und 2019, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, stark unter Druck steht.
Robert K. "Kelly" Ortberg, 64 Jahre alt, hat seinen beruflichen Werdegang in der Luftfahrtindustrie mit der Ausbildung zum Maschinenbauer an der University of Iowa begonnen. Nach seinem Abschluss im Jahr 1982 trat er Texas Instruments bei, bevor er 1987 zu Rockwell Collins wechselte. Dort stieg er schnell in die Führungsetage auf und wurde 2013 zum CEO ernannt. Unter seiner Leitung erlebte Rockwell Collins mehrere erfolgreiche Übernahmen und wurde zu einem bedeutenden Anbieter für Boeing und andere Flugzeughersteller.
Während seiner Zeit als CEO von Rockwell Collins etablierte Ortberg eine Unternehmenskultur, die auf Innovation und Zusammenarbeit ausgerichtet war. Er war bekannt dafür, regelmäßig mit Mitarbeitern zu kommunizieren und enge Beziehungen zu Kunden und Partnern aufzubauen. Diese Fähigkeiten könnten sich als wertvoll erweisen, während er sich bemüht, die internen Strukturen bei Boeing zu reformieren und das Vertrauen von Mitarbeitern und Kunden zurückzugewinnen.
Boeing sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, die von Produktionsproblemen bis hin zu einer schwerwiegenden Reputationskrise reichen. Im zweiten Quartal 2024 lieferte das Unternehmen nur 92 Flugzeuge aus, was einem Rückgang von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahlen sind alarmierend und spiegeln die Schwierigkeiten wider, die Boeing bei der Wiederherstellung seiner Produktionskapazitäten hat.
Zusätzlich zu den Produktionsproblemen hat Boeing auch mit finanziellen Verlusten zu kämpfen. Der Verlust für das zweite Quartal belief sich auf etwa 1,4 Milliarden US-Dollar, was eine Verzehnfachung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die Analysten hatten mit weniger schweren Verlusten gerechnet, was die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens verstärkt.
Die Reputationskrise von Boeing ist ein weiteres großes Problem. Die US-Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA hat die Vorgaben für Boeing erneut verschärft, was bedeutet, dass die Produktion der 737 Max auf 38 Flugzeuge pro Monat limitiert ist. Diese Einschränkungen könnten sich auf die Fähigkeit von Boeing auswirken, den Marktbedarf zu decken und finanzielle Stabilität zu erreichen.
Die Ernennung von Kelly Ortberg wurde an der Börse positiv aufgenommen, und die Aktien von Boeing stiegen um 2 Prozent, was das Vertrauen der Investoren in seine Führung unterstreicht. Analysten und Branchenexperten haben Ortberg als eine geeignete Wahl beschrieben, um das Unternehmen in dieser kritischen Zeit zu leiten.
Bob Jordan, CEO von Southwest Airlines, äußerte sich optimistisch über die bevorstehende Zusammenarbeit mit Ortberg und betonte die Bedeutung, Boeing wieder zu einem führenden Akteur in der Luftfahrtindustrie zu machen. Diese Unterstützung von wichtigen Kunden könnte Ortberg helfen, die Beziehungen zu stärken und den Fokus auf die Verbesserung der Produktqualität zu legen.
Die Rückkehr von Kelly Ortberg zur Führung von Boeing markiert einen wichtigen Wendepunkt für den Flugzeughersteller. Mit seiner umfangreichen Erfahrung und seinem Engagement für Qualität und Sicherheit hat Ortberg das Potenzial, das Unternehmen aus der Krise zu führen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie schnell und effektiv er die notwendigen Veränderungen umsetzen kann, um Boeing wieder auf Kurs zu bringen.
