19.10.2024
Neuer Schwung für die Linke: Van Aken setzt auf soziale Themen und Vertrauen

Linken-Bundesvorsitz: Van Aken sieht sich nicht als Totengräber der Linken

Jan van Aken, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Umweltaktivist, hat sich als möglicher neuer Bundesvorsitzender der Linken positioniert. In einem aktuellen Interview äußerte er seine Überzeugung, dass die Partei trotz ihrer gegenwärtigen Schwierigkeiten wiederbelebt werden kann. Van Aken, der sich zusammen mit der Publizistin Ines Schwerdtner um den Vorsitz bewirbt, schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Kandidaten in den Ring steigen, auf 40 bis 60 Prozent.

Die Linke hat in den letzten Wahlen, insbesondere bei der Europawahl, nur 2,7 Prozent der Stimmen erhalten. Aktuelle Umfragen zeigen die Partei im Bund bei lediglich drei Prozent. Van Aken ist jedoch optimistisch und glaubt, dass die Linke bei der kommenden Bundestagswahl zwischen sieben und acht Prozent erreichen kann. „Es geht also nicht nur ums Reinkommen, sondern ums gut und sicher Reinkommen und wieder im Aufschwung zu sein. Alle Voraussetzungen dafür sind da“, sagte er.

Seine Zuversicht speist sich aus Gesprächen, die er während einer Buchtour durch Deutschland geführt hat. Er berichtet von einer spürbaren Energie an der Basis der Partei, die ihm Hoffnung gibt. „Da lebt noch ganz viel. Jetzt muss man nur noch ein paar Sachen richtig machen und dann funktioniert das“, so van Aken.

Ein wichtiger Punkt, den van Aken anspricht, ist die Abspaltung der Gruppe um Sahra Wagenknecht. Er sieht diese Entwicklung als positiv für die Partei an, da das Bild von internen Streitigkeiten, das die Linke in den letzten Jahren geprägt hat, nun überwunden sei. „Die Hauptaufgabe muss nun sein, das durch den Streit verlorene Vertrauen wieder zurückzugewinnen“, erklärt er.

Die scheidenden Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan hätten die Partei gut durch turbulente Zeiten geführt, und van Aken betont, dass die Basis der Partei lebendig sei und die Landesverbände funktionierten. Um wieder an die Wähler zu gelangen, müsse die Linke sich auf zentrale Themen konzentrieren. „Von Greenpeace habe ich gelernt: Man kann nur gewinnen, wenn man alles auf einen Punkt konzentriert“, sagt van Aken.

Ein zentrales Thema, das er ansprechen möchte, ist die Einführung eines Mietendeckels. „Ich möchte diesen Mietendeckel durchsetzen. Wenn wir das gut machen, wie damals beim Mindestlohn, dann werden wir das gewinnen, weil die anderen Parteien nicht mehr drum rum kommen“, erklärt er. Van Aken sieht die sozialen Themen als entscheidend an, insbesondere für Menschen, die am Ende des Monats Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen.

Ein weiteres Thema, das er in den Fokus rücken möchte, ist die Gesundheitsversorgung. Er plant, landesweit Haustürgespräche zu führen, um herauszufinden, was die Wähler am meisten bewegt. Van Aken betont auch die Wichtigkeit des Themas Frieden, sieht es jedoch momentan nicht als zentrales Thema für die Neuausrichtung der Partei an. „Frieden ist eine Haltungsfrage. Ich finde es wichtig, zu sagen, dass Wladimir Putin ein Aggressor und Verbrecher ist, der zur Verantwortung gezogen werden muss“, so van Aken.

In Bezug auf die Ukraine-Krise äußert er, dass es nicht ausreiche, einfach nur Frieden zu fordern. „Mein Pazifismus ist friedlich, aber nicht hilflos. Es ist wichtig, dass wir in diesem Konflikt überhaupt zur Diplomatie kommen“, erklärt er und weist darauf hin, dass eine klare Haltung notwendig sei, um verantwortungsbewusst zu handeln.

Die Kandidatur von van Aken und Schwerdtner könnte sich gut anfühlen, da sie unabhängig voneinander entschieden haben, sich um den Bundesvorsitz zu bewerben. „Wir gucken jetzt mal, ob es noch andere Bewerberinnen gibt. Und wenn sich da gar nichts tut, dann sind wir natürlich bald auch ein Team“, sagt van Aken. Bisher haben sie sich nur einmal persönlich getroffen, aber sie haben bereits telefoniert und inhaltliche Gespräche geführt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Jan van Aken mit seiner Kandidatur die Linke aus der aktuellen Krise führen möchte. Er sieht die Partei als „wiederbelebbar“ an und hat klare Vorstellungen, wie dies geschehen kann. Durch die Konzentration auf zentrale soziale Themen und die Wiederherstellung des Vertrauens innerhalb der Partei hofft er, die Linke wieder auf einen erfolgreichen Kurs zu bringen.

Quellen: dpa, Zeit Online

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