19.10.2024
Die Zunahme von Diebstählen auf Friedhöfen: Ein besorgniserregender Trend

Diebstahl auf Friedhöfen: Metallklau auf Friedhöfen - mancherorts steigen die Zahlen

In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Die Zahl der Diebstähle auf Friedhöfen, insbesondere von wertvollen Metallgegenständen, nimmt zu. Diese Vorfälle betreffen nicht nur die Hinterbliebenen, sondern werfen auch Fragen zur Sicherheit und zum Schutz von Kulturräumen auf.

Metalldiebe sind zunehmend auf Friedhöfen aktiv und stehlen Grabschmuck aus Materialien wie Bronze, Kupfer und anderen Metallen. Die Diebstähle erfolgen oft in großem Stil, was die betroffenen Gemeinden und Angehörigen vor große Herausforderungen stellt. In Emerkingen im Alb-Donau-Kreis wurde kürzlich eine große Madonnafigur aus Bronze entwendet. Ähnliche Vorfälle wurden auch in Ochsenhausen, Sandhausen und Achern gemeldet, wo Diebe Bronzegegenstände von zahlreichen Gräbern stahlen. Die Polizei schätzt den Schaden in diesen Fällen auf einen mittleren fünfstelligen Betrag.

Besonders alarmierend ist die Situation in Bretten im Kreis Karlsruhe, wo die Stadtsprecher von einem Ausmaß der Diebstähle sprechen, das sie so noch nicht erlebt haben. Im August wurden dort Bronzetafeln von Kriegsgräbern gestohlen, die erst 2006 für etwa 13.000 Euro angebracht worden waren. Der Gesamtschaden beläuft sich hier auf etwa 18.000 Euro, während in Heidelberg Grabschmuck im Wert von rund 50.000 Euro gestohlen wurde.

Die Hintergründe der Diebstähle

Die Diebstähle auf Friedhöfen treten erfahrungsgemäß in Wellen auf. Tobias Pehle, Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles Erbe Friedhofskultur, berichtet, dass hinter diesen Taten oft gut organisierte Banden stecken, die ihre Raubzüge sorgfältig planen. Die Friedhöfe werden vorher ausgekundschaftet, um die besten Zeitpunkte für die Diebstähle zu ermitteln. Den Dieben geht es in erster Linie um das Material, nicht um die emotionale Bedeutung der Gegenstände.

Für die Angehörigen der Verstorbenen sind solche Vorfälle besonders belastend. Friedhöfe sind für viele Menschen Orte des Gedenkens und der Trauer. Der Verlust von Grabschmuck und die Zerstörung von Grabstätten können tiefe emotionale Wunden hinterlassen. Pehle betont, dass Friedhöfe als Kulturräume anerkannt und besser geschützt werden sollten. Er vergleicht die Situation mit Einbrüchen in Museen, wo der Aufschrei der Öffentlichkeit viel größer wäre.

Die Aufklärungsquote und regionale Unterschiede

Die Aufklärungsquote bei diesen Diebstählen ist gering. Laut dem Landeskriminalamt bewegen sich die Fallzahlen in den letzten fünf Jahren auf einem konstanten Niveau. Im Jahr 2023 wurden 402 Diebstähle erfasst, im Jahr davor waren es 416. Die Polizei hat jedoch Schwierigkeiten, genaue Zahlen zu den Diebstählen von Buntmetall zu ermitteln, da diese oft nicht gesondert erfasst werden.

Die regionalen Unterschiede sind ebenfalls signifikant. Während das Polizeipräsidium Mannheim im Jahr 2023 von etwa 80 Fällen berichtete, erfasste das Ulmer Polizeipräsidium 42 Diebstähle, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Im Gegensatz dazu bewegte sich die Zahl der Diebstähle im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg in den letzten Jahren im einstelligen Bereich. Das Polizeipräsidium Karlsruhe meldet eine steigende Tendenz, jedoch auf einem niedrigeren Niveau als in den Jahren zuvor.

Maßnahmen zum Schutz der Friedhöfe

Die Frage, wie Friedhöfe besser geschützt werden können, stellt sich immer drängender. Herbert Schneider, Vorsitzender des Verbandes der Friedhofsverwalter, erklärt, dass es schwierig sei, einen effektiven Schutz zu gewährleisten. Zwar könnten Tore abgeschlossen und Alarmanlagen installiert werden, jedoch sind Friedhöfe öffentliche Einrichtungen und sollten für die Menschen zugänglich bleiben. Professionelle Diebe, die mit Werkzeugen wie Bolzenschneidern oder Flexen arbeiten, können auch verriegelte Tore überwinden.

Die Stadt Dorsten hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Bürger auf die Situation aufmerksam zu machen. Sie bittet die Bevölkerung, bei verdächtigen Beobachtungen die Polizei zu informieren. Zudem sollen Warn- und Hinweisschilder an den Friedhöfen aufgestellt werden, um die Menschen zu sensibilisieren.

Fazit

Die Zunahme von Diebstählen auf Friedhöfen stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Gesellschaft dar. Es ist wichtig, dass sowohl die Behörden als auch die Gemeinden gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Sicherheit dieser wichtigen Orte des Gedenkens zu gewährleisten. Die emotionalen und kulturellen Auswirkungen dieser Taten sind nicht zu unterschätzen, und es bedarf eines kollektiven Bewusstseins, um die Friedhöfe als geschützte Räume zu erhalten.

Die Situation erfordert ein Umdenken in der Wahrnehmung von Friedhöfen, nicht nur als Orte der Trauer, sondern auch als schützenswerte Kulturräume. Die Gesellschaft ist gefordert, den Respekt vor den letzten Ruhestätten der Verstorbenen aufrechtzuerhalten und Maßnahmen zu ergreifen, um solche respektlosen Handlungen zu verhindern.

Quellen: dpa, Tobias Pehle, Herbert Schneider, Landeskriminalamt

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