Eine Studie der Bertelsmann Stiftung, das "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme", verdeutlicht den wachsenden Mangel an qualifizierten Fachkräften in deutschen Kindertagesstätten. Wie die Zeit am 4. Dezember 2024 berichtet (https://www.zeit.de/news/2024-12/04/bundesweite-studie-anteil-der-fachkraefte-in-kitas-sinkt), sinkt der Anteil pädagogisch ausgebildeten Personals, während gleichzeitig immer mehr Mitarbeiter:innen ohne entsprechende Qualifikation beschäftigt werden.
Die Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt einen Rückgang der Fachkraftquote von 75,8 Prozent im Jahr 2017 auf 72,5 Prozent im Jahr 2023. Studien-Mitautorin Kathrin Bock-Famulla erklärte gegenüber der dpa, dass zu den Fachkräften Erzieher:innen, Sozialpädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, Heilpädagog:innen und Kindheitspädagog:innen zählen. Kinderpfleger:innen und Sozialassistent:innen mit einer zweijährigen Ausbildung werden nicht als Fachkräfte gewertet. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Kitas mit einem hohen Fachkräfteanteil (über 80 Prozent pädagogische Kräfte mit Fachausbildung). Dieser Anteil sank von 41 Prozent im Jahr 2017 auf 32 Prozent im Jahr 2023.
Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, stellen Kitas zunehmend Personal ohne pädagogische Ausbildung ein. Die Voraussetzungen für die Beschäftigung in Kitas unterscheiden sich jedoch erheblich zwischen den Bundesländern. So dürfen in Baden-Württemberg beispielsweise Hebammen oder Logopäd:innen ohne zusätzliche Qualifizierung in Kitas arbeiten, während in Niedersachsen unter bestimmten Umständen auch Eltern oder Rentner:innen eingesetzt werden können. In Bremen wurde sogar vorgeschlagen, Personen ohne pädagogische Ausbildung für zwei Stunden täglich zu beschäftigen. In Bayern ist für die Leitung einer Kita keine pädagogische Qualifikation mehr erforderlich.
Die Bertelsmann Stiftung warnt vor den Konsequenzen des sinkenden Fachkräfteanteils. Anette Stein, Bildungsexpertin der Stiftung, unterstreicht, dass die anspruchsvolle Arbeit mit Kindern eine entsprechende pädagogische Ausbildung voraussetzt. Die Einarbeitung von ungelernten Kräften belaste die ohnehin stark beanspruchten Fachkräfte zusätzlich. Auch die Arbeitszufriedenheit innerhalb der Teams könne durch die heterogene Zusammensetzung leiden, so Bock-Famulla. Eine parallel durchgeführte Befragung der Justus-Liebig-Universität Gießen mit rund 21.600 Kita-Beschäftigten ergab, dass sich fast die Hälfte täglich oder fast täglich überlastet fühlt und ein hohes Abwanderungsrisiko besteht, vor allem bei den 26- bis 30-Jährigen.
Obwohl die Anzahl der Beschäftigten insgesamt gestiegen ist, werden zwei Drittel der Kinder in Gruppen betreut, die nicht das wissenschaftlich empfohlene Betreuungsverhältnis erfüllen. Die Situation ist in Westdeutschland schwieriger als im Osten. Bock-Famulla betont die Wichtigkeit der ersten Lebensjahre für die kindliche Entwicklung und die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung, um individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen sieht Quereinsteiger:innen zwar als sinnvolle Ergänzung, fordert aber eine Basisqualifikation von mindestens 160 Unterrichtsstunden, insbesondere in Entwicklungspsychologie, Kindeswohl und Kinderschutz.
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