19.10.2024
Herausforderungen und Chancen der Klimafinanzierung in Mecklenburg-Vorpommern
Spenden fürs Klima: Waldaktie und Hecken-Scheck dümpeln

Spenden fürs Klima: Waldaktie und Hecken-Scheck dümpeln

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Deutschland intensiviert, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurden verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um Spenden für Aufforstungs- und Renaturierungsprojekte zu sammeln. Zu den bekanntesten Instrumenten gehören die Waldaktie, der Hecken-Scheck und der Streuobst-Genussschein. Trotz ihrer umweltfreundlichen Absicht scheinen diese „Ökowertpapiere“ in der Praxis nur begrenzte Erfolge zu erzielen.

Die Waldaktie: Ein Rückblick

Die Waldaktie wurde im Jahr 2007 vom Umweltminister Mecklenburg-Vorpommerns, Till Backhaus, ins Leben gerufen. Sie gilt als das älteste „Ökowertpapier“ des Landes und sollte eine innovative Möglichkeit bieten, Bürger und Unternehmen in Aufforstungsprojekte einzubinden. Mit den Einnahmen aus der Waldaktie sollten Aufforstungen finanziert werden, um die heimischen Wälder zu unterstützen und CO2-Emissionen zu reduzieren.

Allerdings zeigen aktuelle Zahlen, dass der Verkauf der Waldaktien in den letzten Jahren stark rückläufig ist. Im Jahr 2020 wurden gerade einmal 338 Waldaktien für insgesamt 3.380 Euro verkauft. Zum Vergleich: Im Jahr 2010, dem erfolgreichsten Jahr, wurden über 23.000 Waldaktien verkauft, was zu Einnahmen im sechsstelligen Bereich führte. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob die Waldaktie als Finanzierungsinstrument für Aufforstungsprojekte noch zeitgemäß ist.

Hecken-Scheck und Streuobst-Genussschein

Zusätzlich zur Waldaktie wurden der Hecken-Scheck und der Streuobst-Genussschein ins Leben gerufen. Der Hecken-Scheck zielt darauf ab, die Pflanzung von Feldhecken zu finanzieren, die nicht nur CO2 binden, sondern auch die Biodiversität fördern. Der Streuobst-Genussschein wurde 2015 eingeführt und soll Projekte zur Pflege von Streuobstwiesen unterstützen.

Die finanziellen Erträge aus diesen beiden Instrumenten sind ebenfalls bescheiden. Bis heute haben die Hecken-Schecks insgesamt rund 13.708 Euro eingebracht, während die Streuobst-Genussscheine 73.620 Euro generiert haben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz der positiven Absichten hinter diesen Initiativen der tatsächliche Geldfluss für die Umsetzung der Projekte weit hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Moorfutures: Ein Lichtblick?

Im Gegensatz zu den genannten „Ökowertpapieren“ zeigen die Moorfutures eine deutlich erfolgreichere Entwicklung. Diese speziellen Finanzierungsinstrumente können nur für konkrete Wiedervernässungsprojekte erworben werden. Die Einnahmen aus den Moorfutures fließen direkt in die Renaturierung von Mooren, die als bedeutende CO2-Senken fungieren. Ein Beispiel für das erfolgreiche Projekt ist die Renaturierung des Moors „Märchenwiese Ichlim“, das im vergangenen Jahr für 500.000 Euro durch den Verkauf von Moorfutures finanziert wurde.

Die Wiedervernässung von Mooren ist von entscheidender Bedeutung, da trockengelegte Moore erhebliche Mengen an CO2 freisetzen und somit zur Klimaerwärmung beitragen. Die Einnahmen aus den Moorfutures sind daher von großer Wichtigkeit für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Nordosten Deutschlands.

Kritik an den Ökowertpapieren

Die Kritik an den „Ökowertpapieren“ wird zunehmend lauter. Insbesondere die AfD hat diese Instrumente als „teure PR-Show“ bezeichnet. Sie argumentieren, dass die Spendenakquise für Aufforstungs- und Renaturierungsprojekte durch bereits bestehende gemeinnützige Organisationen und Stiftungen effizienter durchgeführt werden könnte. Dies wirft die Frage auf, ob die Schaffung eines Kompetenzzentrums für Ökowertpapiere im Umweltministerium, das mit zwei Mitarbeitern besetzt ist, tatsächlich notwendig ist.

Die Landesregierung hat jedoch betont, dass die Initiativen wichtig sind, um das Bewusstsein für den Klimaschutz zu schärfen und Bürger sowie Unternehmen aktiv in die Umsetzung von Projekten einzubeziehen.

Fazit

Die Situation rund um die „Ökowertpapiere“ in Mecklenburg-Vorpommern zeigt, wie schwierig es ist, private Spenden für Klimaschutzprojekte zu mobilisieren. Während die Moorfutures als erfolgreiches Beispiel gelten können, bleiben die Waldaktie, der Hecken-Scheck und der Streuobst-Genussschein hinter den Erwartungen zurück. Es wird deutlich, dass eine Neubewertung und möglicherweise eine Reform der bestehenden Instrumente erforderlich sind, um die Finanzierung von Aufforstungs- und Renaturierungsprojekten zu sichern und den Klimaschutz in der Region voranzutreiben.

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