Der Herbst ist da und mit ihm die alljährliche Herausforderung, die passende Garderobe für die kühleren Tage zu finden. Während die einen scheinbar mühelos durch die bunten Blätter flanieren, in perfekt abgestimmten Outfits, die die Farben der Natur aufgreifen, fühlen sich andere wie modische Fremdkörper. Man sieht sich selbst im Spiegel und erkennt den gut gemeinten Versuch, doch stilsicher zu wirken, jedoch mit dem vernichtenden Urteil konfrontiert: „Mit dem Schal siehst du aus wie dein Vater“. Wie Alexander Krützfeldt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. November 2024 beschreibt, ist die Suche nach dem passenden Herbstoutfit nicht immer einfach. Er schildert die allgegenwärtige Präsenz stilsicherer Menschen, die den „Indian Summer“ der Großstadt verkörpern, während man selbst eher an einen Dreijährigen erinnert, dem die Handschuhe an der Jacke festgebunden werden müssen (FAZ, 15.11.2024).
Die modische Selbstfindung im Herbst gestaltet sich oft schwieriger als gedacht. Die Übergangszeit verlangt nach vielseitigen Kleidungsstücken, die sowohl warmhalten als auch stilvoll aussehen. Die Versuchung ist groß, auf altbewährte Klassiker zurückzugreifen, die jedoch schnell als unmodern oder gar altbacken wahrgenommen werden können. Die Gratwanderung zwischen zeitgemäßem Chic und modischem Fauxpas ist schmal. Hinzu kommt der Druck, den sozialen Medien und Modezeitschriften erzeugen, die perfekte Herbstlooks präsentieren und unrealistische Erwartungen wecken.
Die Aussage „Mit dem Schal siehst du aus wie dein Vater“ verdeutlicht einen weiteren Aspekt der Herbstmode-Problematik: den Einfluss der Generationen. Was in den Augen der einen Generation als stilvoll und elegant gilt, kann von der nächsten als veraltet und uncool empfunden werden. Die modischen Vorlieben der Eltern prägen oft unbewusst den eigenen Geschmack, was zu Konflikten führen kann, wenn man sich von diesem Stil emanzipieren möchte. Die Suche nach dem individuellen Stil wird so zur Abgrenzung von den modischen Vorbildern der Kindheit und Jugend.
Ein weiterer Aspekt, der die Herbstmode aktuell prägt, ist die Rückkehr des Magermodel-Trends. Wie die britische „Vogue“-Chefin Chioma Nnadi gegenüber der BBC äußerte, beobachtet sie mit Sorge, dass Magerkeit wieder als modisches Ideal propagiert wird (AFP, 15.11.2024). Sie sieht einen Zusammenhang mit dem Hype um Abnehmmittel wie Ozempic, die von Prominenten verwendet werden, um schnell Gewicht zu verlieren. Nnadi betont, dass Modemagazine zwar Models aller Größen abbilden, jedoch die Designer in der Verantwortung stehen, Kleidung für verschiedene Körperformen anzubieten.
Letztendlich ist die Suche nach dem passenden Herbstoutfit eine individuelle Reise. Es geht darum, Kleidungsstücke zu finden, die der eigenen Persönlichkeit entsprechen, in denen man sich wohlfühlt und die den eigenen Stil unterstreichen. Dabei sollte man sich nicht von vermeintlichen Modediktaten oder dem Urteil anderer beeinflussen lassen. Experimentierfreude und die Bereitschaft, neue Trends auszuprobieren, können helfen, den eigenen Stil zu entdecken und die Herbstmode mit Selbstbewusstsein zu tragen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: Kann es so schwer sein, ein stilvolles Herbst-Outfit zu kaufen? (15.11.2024)
- AFP: Britische „Vogue“-Chefin besorgt angesichts Rückkehr von Magermodel-Trend (15.11.2024)