Die Zukunft der schleswig-holsteinischen Werften Nobiskrug und Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) hängt weiterhin am seidenen Faden. Ohne nennenswerte Aufträge und mit knappen liquiden Mitteln driften die Unternehmen seit Monaten ohne klare Perspektive. Eigentümer Lars Windhorst hatte zwar Lösungen in Aussicht gestellt, doch die Umsetzung seiner Zusagen lässt auf sich warten. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, schreckt dieses Verhalten selbst potenzielle Investoren ab. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen erklärte im Landtag, dass Interessenten nicht zu Verhandlungen bereit seien, solange Windhorst involviert ist. Madsen fordert daher, dass Windhorst den Weg für eine Lösung frei macht.
Diese Forderung hat Windhorst nun scharf zurückgewiesen. In einem öffentlichen Brief an Madsen, der auch der FAZ vorliegt, wirft er dem Minister vor, die Werften gezielt in die Insolvenz treiben zu wollen. „Es ist ein bemerkenswerter Vorgang, dass der CDU-Wirtschaftsminister eines Bundeslandes öffentlich dazu aufruft, ein Unternehmen, das sich in schwerem Fahrwasser bewegt, in die Insolvenz zu treiben“, zitiert die FAZ aus dem Schreiben. Windhorst begründet die Veröffentlichung des Briefes mit dem Wunsch, die 530 Mitarbeiter der Werften in Rendsburg und Flensburg nicht weiter zu verunsichern. Diese haben seit Monaten faktisch keine Arbeit.
In seinem Brief zieht Windhorst einen Vergleich zur Schieflage des Medienkonzerns Kirch im Jahr 2002. Er verweist auf die damaligen Äußerungen des Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer, die die Insolvenz der Kirch-Gruppe ausgelöst hätten. Windhorst warnt Madsen vor den möglichen Konsequenzen seiner öffentlichen Aussagen und sieht darin eine Parallele zum Fall Kirch. „Breuers Äußerungen lösten seinerzeit die Insolvenz der Kirch-Gruppe aus“, so Windhorst laut FAZ.
Madsen räumte laut FAZ ein, dass es eigentlich nicht zu den Aufgaben eines Ministers gehöre, sich in unternehmerische Entscheidungen einzumischen. Er bezeichnete sein Statement als „ein wenig grenzüberschreitend“, bekräftigte aber gleichzeitig seine Überzeugung, dass eine Zukunft der Werften nur ohne Windhorst möglich sei. Nach Gesprächen mit Gewerkschaftsvertretern sieht Madsen eine Insolvenz als nahezu unausweichlich an. Im Gegensatz zum Fall Kirch wird im Zusammenhang mit Nobiskrug und FSG bereits seit längerem öffentlich über die Notwendigkeit einer Insolvenz diskutiert. Nachdem im Oktober selbst die Toilettenreinigung nicht mehr bezahlt werden konnte, wurden die meisten Mitarbeiter freigestellt.
Eine Entschuldigung von Madsen an Windhorst erscheint nach dessen Brief und der Reaktion des Ministers unwahrscheinlich. Madsen bekräftigte seine Kritik an Windhorsts Verhalten. Auch Ministerpräsident Daniel Günther schloss sich dieser Kritik bei einem gemeinsamen Besuch mit Madsen auf der Werft in Flensburg an. Dort trafen die beiden CDU-Politiker mit dem Betriebsrat und der IG Metall zusammen. Günther skizzierte zwei mögliche Szenarien: Sollte es gelingen, die Lage zu stabilisieren, Rechnungen und Löhne zu zahlen, bestünde die Möglichkeit eines direkten Verkaufs. Gleichzeitig betonte er, dass auch das Wort Insolvenz niemanden schockieren sollte. Die Landesregierung bemühe sich nach Kräften, einen seriösen Käufer zu finden und habe bereits Gespräche mit interessierten Unternehmen geführt.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/werften-in-der-krise-windhorst-wehrt-sich-gegen-wirtschaftsminister-madsen-110103870.html
- www.treng.de (für Hintergrundinformationen)