Die Hansestadt Hamburg sieht sich aufgrund anhaltend hoher Flüchtlingszahlen gezwungen, weiterhin auf Zelte zur Unterbringung von Geflüchteten zurückzugreifen. Wie die Zeit (Zeit Online, 16.11.2024) und die dpa berichten, plant die Sozialbehörde die Aufstellung weiterer Zelte an drei Standorten, um die bestehenden Wohnunterkünfte zu ergänzen. Diese Maßnahme sei notwendig, um „vor dem Hintergrund der starken Auslastung des Gesamtsystems der öffentlichen Unterbringung dringend benötigte Reservekapazitäten für den Bedarfsfall zu schaffen“, so die Behörde. Insgesamt sollen mehr als ein Dutzend Zelte mit 140 Notfallplätzen an den Standorten Curslacker Neuer Deich, Stapelfelder Straße 7 und Wetternstraße entstehen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang kommenden Jahres geplant.
Bereits jetzt existieren Zeltunterkünfte am Interimsstandort Schnackenburgallee und am Notstandort Schlachthofstraße. Während die Zelte an der Schnackenburgallee zum Stichtag 30. Oktober nicht belegt waren und als Reserve dienten, waren am Notstandort Schlachthofstraße 163 von 180 Zeltplätzen belegt. Wie der NDR berichtet, sollen die Zelte an der Schnackenburgallee mittelfristig durch Container ersetzt werden.
Besonders problematisch sind die langen Verweildauern in den als Zwischenlösung gedachten Unterkünften. Am Standort Schlachthofstraße, wo sich die meisten Plätze in einer Halle befinden, betrug die durchschnittliche Verweildauer zuletzt fast sieben Monate, die längste sogar über 21 Monate. Am Interimsstandort Schnackenburgallee lag die durchschnittliche Verweildauer bei über 13 Monaten, mit einer maximalen Verweildauer von etwa 28 Monaten. Diese Zahlen verdeutlichen die angespannte Lage der Unterbringungssituation in Hamburg, die zum Stichtag 30. Oktober eine Auslastung von 97,8 Prozent verzeichnete.
Carola Ensslen von der Linksfraktion kritisiert die ihrer Aussage nach schlechten Bedingungen in vielen Not- und Interimsstandorten. Wie diverse Medien (Ostseewelle, Hamburger Abendblatt) berichten, bemängelt sie den schlechten Zustand der sanitären Anlagen, Schimmelprobleme und fehlende Möglichkeiten zur Selbstversorgung. Die langen Unterbringungsdauern seien gesundheitsgefährdend und integrationsfeindlich. Ensslen fordert eine drastische Reduzierung der Verweildauer in den Unterkünften mit niedrigstem Standard.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bestätigte in einem Interview mit RTL Nord, dass die Stadt bei der Unterbringung von Geflüchteten am Limit sei. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit, das Asylrecht in Deutschland und Europa zu garantieren, wobei er auch eine Reduzierung der irregulären Migration und stärkere Kontrollen an den europäischen Außengrenzen forderte. Die Situation in Hamburg spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen viele Städte und Kommunen in Deutschland bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise stehen.
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