17.11.2024
ITER Update Neue Herausforderungen und Zeitplan für den Fusionsreaktor

Der lange Weg zur Fusion: Ein Gespräch mit Pietro Barabaschi über den Stand von ITER

Dreißig Kilometer nordöstlich von Aix-en-Provence in Frankreich entsteht ein wissenschaftliches Projekt von gigantischem Ausmaß: der internationale Fusionsreaktor ITER. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, soll diese Anlage, die zwanzig Stockwerke hoch ist, die kontrollierte Kernfusion demonstrieren – jenen Prozess, der die Sonne antreibt. ITER ist ein Gemeinschaftsprojekt von 35 Nationen, darunter Europa, Japan, Russland, China, Südkorea, Indien und die Vereinigten Staaten.

Das Ziel ist ehrgeizig: Im Inneren eines reifenförmigen Vakuumgefäßes sollen die Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium zu einem Plasma aufgeheizt und durch starke Magnetfelder eingeschlossen werden. Diese Magnetfelder, erzeugt von supraleitenden Spulen, sollen das heiße Plasma von den Wänden des Gefäßes fernhalten und die Bedingungen für die Fusion schaffen.

Doch der Weg zur Kernfusion ist steinig und mit Herausforderungen gepflastert. Wie die FAZ am 17.11.2024 berichtete, verzögert sich die Inbetriebnahme des Reaktors aufgrund vielschichtiger Probleme. In einem Gespräch mit Pietro Barabaschi, dem Generaldirektor von ITER, wurden die aktuellen Herausforderungen und der geplante Start des Megaprojekts erörtert.

Barabaschi betonte, dass die Kernfusion nicht die kurzfristige Lösung für den Klimawandel sei. Die Technologie befinde sich noch in der Entwicklungsphase, und es werde noch Jahrzehnte dauern, bis kommerzielle Fusionskraftwerke realisiert werden können. Dennoch sei die Forschung an der Kernfusion von entscheidender Bedeutung für die langfristige Energieversorgung der Menschheit.

Die Komplexität des Projekts stellt die Ingenieure vor enorme Herausforderungen. Die Herstellung und der Zusammenbau der Komponenten erfordern höchste Präzision und technologisches Know-how. Wie der Standard berichtet, ist die Fertigstellung des zentralen Magnetsystems, des stärksten Magneten aller Zeiten, ein wichtiger Meilenstein für das Projekt.

Die NZZ berichtete am 03.07.2024, dass sich der Bau des Reaktors weiter verzögert und die Kosten steigen. Der neue Zeitplan sieht vor, dass der Testbetrieb erst 2034 beginnen wird, und die ersten Fusionsreaktionen mit Deuterium und Tritium sind nicht vor 2039 zu erwarten. Die Verzögerungen und Kostensteigerungen sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter technische Schwierigkeiten, die Covid-19-Pandemie und die komplexe internationale Zusammenarbeit.

Trotz der Rückschläge bleibt die Wissenschaft optimistisch. Wie das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) auf seiner Webseite mitteilt, ist die neue ITER-Baseline ein intelligenter Plan, der die gravierenden Probleme angeht. Die Prioritäten wurden neu gesetzt, Arbeitsschritte umorganisiert und die Planungen an den aktuellen Wissensstand angepasst. So wird beispielsweise Wolfram anstelle von Beryllium für die erste Wand des Reaktors verwendet.

Das IPP betont die Bedeutung von ITER für die Fusionsforschung. Kein anderes Projekt werde die Herausforderungen in absehbarer Zeit so umfassend untersuchen können. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus ITER werden für alle zukünftigen Fusionsprojekte von unschätzbarem Wert sein.

Auch Futurezone berichtete am 06.08.2024 über die massiven Probleme bei ITER und stellte die Frage, ob der Traum von der Fusionsenergie platzt. Trotz der Verzögerungen und Kostensteigerungen bleibt die Wissenschaft zuversichtlich, dass ITER einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kernfusion leisten wird.

Die internationale Zusammenarbeit bei ITER ist komplex und stellt eine Herausforderung dar. Die Komponenten des Reaktors werden in verschiedenen Ländern hergestellt und müssen in Cadarache zusammengefügt werden. Dies erfordert eine intensive Koordination und Kommunikation zwischen den Partnern.

Trotz der Schwierigkeiten ist ITER ein einzigartiges Projekt, das das Potenzial hat, die Energieversorgung der Zukunft zu revolutionieren. Die kontrollierte Kernfusion könnte eine saubere und nahezu unerschöpfliche Energiequelle sein. Der Weg dorthin ist lang und steinig, aber die Wissenschaft ist entschlossen, dieses Ziel zu erreichen.

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