Die Frage nach der Bebauung des Tempelhofer Feldes beschäftigt Berlin weiterhin. Angesichts der anhaltenden Wohnungsnot und des Bevölkerungswachstums sucht der Senat nach neuen Lösungsansätzen und hat einen Ideenwettbewerb initiiert, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet (ZEIT ONLINE, 08.11.2024). Der Wettbewerb, der sich an europäische Planungsteams aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur richtet, beginnt am 13. November 2024 und ist in zwei Phasen unterteilt.
In der ersten Phase wählt ein Preisgericht aus den eingereichten Entwürfen bis zu 20 Konzepte aus. Diese Teams haben dann die Möglichkeit, ihre Ideen in der zweiten Phase weiter auszuarbeiten und zu konkretisieren. Im Juni 2025 wird eine Jury, bestehend aus Experten und Bürgern, die fünf besten Entwürfe prämieren. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung betont, dass die gesammelten Ideen nicht unmittelbar umgesetzt werden sollen, sondern als Grundlage für eine erneute Debatte über die Zukunft des Tempelhofer Feldes dienen. Der Wettbewerb soll neue Impulse und Perspektiven für die Nutzung des Geländes liefern.
Dem Ideenwettbewerb vorausgegangen waren bereits sogenannte Dialogwerkstätten, an denen 275 zufällig ausgewählte Berlinerinnen und Berliner teilnahmen. Dort wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und Szenarien für das Tempelhofer Feld diskutiert. Wie die taz berichtete, sprach sich in der zweiten Dialogwerkstatt eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer gegen eine Randbebauung aus und plädierte stattdessen für eine Weiterentwicklung der bestehenden Nutzungen, wie Sport-, Kultur- und Bildungsangebote (taz, 23.09.2024).
Im Jahr 2014 hatte ein Volksentscheid entschieden, dass das ehemalige Flughafengelände nicht bebaut werden soll. Seitdem dient das Tempelhofer Feld als weitläufige Freifläche für Erholung und Freizeitaktivitäten wie Spazierengehen, Skaten, Radfahren und Grillen. Teile des Geländes sind aufgrund des Vogelschutzes für die Öffentlichkeit gesperrt. Der Senat, bestehend aus CDU und SPD, befürwortet eine moderate Randbebauung, um dem Wohnungsbedarf gerecht zu werden. Diese Position stößt jedoch auf Widerstand von Umweltverbänden wie dem BUND, die den Erhalt der gesamten Freifläche fordern.
Die Initiative 100% Tempelhofer Feld setzt sich weiterhin für den uneingeschränkten Erhalt des Geländes ein und verweist auf den eindeutigen Volksentscheid von 2014 (thf100.de). Sie kritisiert die Pläne des Senats zur Randbebauung als Missachtung des Bürgerwillens und fordert den Erhalt der wertvollen Grünfläche.
Der Ideenwettbewerb soll dazu beitragen, einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessen zu finden. Es gilt, die Bedürfnisse nach Wohnraum mit dem Erhalt der Freifläche und den ökologischen Aspekten in Einklang zu bringen. Die Ergebnisse des Wettbewerbs und der Dialogwerkstätten werden in die weiteren politischen Entscheidungsprozesse einfließen.
Die Diskussion um die Zukunft des Tempelhofer Feldes zeigt die Herausforderungen, vor denen Berlin steht: Wie kann die wachsende Stadt den Bedarf an Wohnraum decken und gleichzeitig wertvolle Grünflächen erhalten? Der Ideenwettbewerb ist ein wichtiger Schritt, um neue Wege und innovative Lösungen für diese komplexe Fragestellung zu finden.
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