Der Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie spitzt sich zu. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, beteiligten sich am zweiten Tag in Folge rund 65.000 Beschäftigte in über 350 Betrieben an Warnstreiks. Die IG Metall zeigt sich unzufrieden mit dem bisherigen Verhandlungsverlauf und kündigt weitere Proteste an. Für Donnerstag, den 31. Oktober, einen Feiertag in vielen Bundesländern, sind Aktionen vor allem in Baden-Württemberg bei Daimler und Rolls Royce sowie erneut im Bezirk Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) geplant. Die Zeit berichtete ebenfalls über die anhaltenden Warnstreiks und bevorstehenden Verhandlungen (Zeit Online, 30.10.2024).
In Bayern, wo die dritte Tarifrunde stattfand, konnten die Tarifparteien laut dpa zumindest in einigen Punkten eine Annäherung erzielen. Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott erklärte, dass man von einem Durchbruch noch weit entfernt sei, aber „in Strukturfragen sind wir weitergekommen“. Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin des Arbeitgeberverbandes VBM, äußerte die Hoffnung auf eine Lösung in der nächsten Runde. An den Verhandlungen in München nahmen auch die Verhandlungsführer des Tarifbezirks Küste teil. Renkhoff-Mücke betonte den konstruktiven Ton und die erzielten Fortschritte. Man bewege sich langsam Schritt für Schritt weiter und habe für die nächsten Tage weitere Sondierungsgespräche vereinbart. Der Druck, schnell zu einem Ergebnis zu kommen, sei spürbar.
Die IG Metall fordert bundesweit sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche. Hauptargument für die Forderung ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation. Die Arbeitgeber bieten nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten. Ott betonte die weiterhin große Diskrepanz in der Lohnfrage und sieht aktuell noch keinen baldigen Erfolg. Die Warnstreiks sollen unbefristet fortgesetzt werden: „Wir streiken, bis wir ein Ergebnis haben.“ Wie der NDR berichtet, fordert die IG Metall auch in Niedersachsen sieben Prozent mehr Lohn und 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende (NDR, 30.10.2024).
Am Mittwoch beteiligten sich laut IG Metall rund 14.600 Beschäftigte in Bremen, Hamburg, Nordwestniedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein an den Warnstreiks. In Niedersachsen waren über 20 Betriebe betroffen, darunter die Meyer Werft, Thyssenkrupp Marine Systems und ZF Friedrichshafen. In anderen Bundesländern fanden ebenfalls Streiks und Kundgebungen statt. Die Arbeitgeberseite betont, dass ihr Angebot zu den höchsten der vergangenen 20 Jahre gehöre und die Forderungen der Gewerkschaft nicht mehr in die Zeit passten. Man müsse sich auf ein schwieriges Winterhalbjahr einstellen.
Am Donnerstag werden die Verhandlungen in den Tarifbezirken Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Mitte fortgesetzt. Im Bezirk Mitte ist ein Demonstrationszug von Wiesbaden nach Mainz geplant, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Traditionell richtet sich der Blick bei der Wahl eines Pilotbezirks nach Baden-Württemberg. Allerdings kämpft die Autoindustrie aktuell mit Absatz- und Gewinnrückgängen. In Bayern und im Bezirk Küste spielt neben der Autobranche auch die Luft- und Raumfahrtindustrie eine Rolle. Hinzu kommen in Bayern die gut laufende Rüstungsindustrie und die Elektroindustrie mit Siemens als Schwergewicht. Die Tagesschau berichtete über die flächendeckenden Warnstreiks und die Forderung der IG Metall nach sieben Prozent mehr Lohn (Tagesschau, 28.10.2024).
Auch in Thüringen beteiligten sich Beschäftigte an den Warnstreiks, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet (MZ, 29.10.2024). In mehreren Betrieben legten die Mitarbeiter die Arbeit nieder. Die Arbeitgeberseite in Thüringen hatte Einkommensverbesserungen von 1,7 und 1,9 Prozent in zwei Stufen angeboten, was die IG Metall als unzureichend zurückwies. Ein neuer Verhandlungstermin ist für den 5. November in Jena angesetzt.
In Bayern fanden Warnstreiks in 19 Betrieben statt, wie der Bayerische Rundfunk berichtet (BR24, 30.10.2024). Kundgebungen gab es unter anderem bei ZF in Passau, Siemens in Cham und Luhe-Wildenau und Magna in Markt Schwaben.
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