Die Lage im Libanon spitzt sich im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost weiter zu. Wie die Washington Post unter Berufung auf einen US-Beamten berichtet, plant Israel eine begrenzte Bodenoperation im Libanon, die zeitnah beginnen könnte. Der Einsatz solle allerdings kleiner ausfallen als der Krieg gegen die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Jahr 2006. Das Ziel sei es, die Sicherheit der Gemeinden an der Grenze zum Libanon zu gewährleisten.
Zuvor hatte bereits das Wall Street Journal berichtet, dass israelische Einheiten kleinere Vorstöße auf libanesischem Gebiet unternommen hätten, um Informationen über die Stellungen und die Infrastruktur der Hisbollah zu sammeln. Dabei seien Soldaten auch in Tunnel der Terrororganisation eingedrungen. Dies diene der Vorbereitung einer größeren Offensive.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte bereits angedeutet, dass sich Israel auf eine Bodenoffensive im Libanon vorbereite. Bei einer Rede vor Truppen an der nördlichen Grenze Israels sagte Gallant, der Tod des Hisbollah-Chefs Nasrallah sei ein wichtiger Schritt gewesen, aber nicht alles. Er fügte hinzu, es kämen alle "notwendigen Mittel" zum Einsatz - außer der Luftwaffe bei Bedarf auch die Marine und Bodentruppen.
Die USA wurden von Israel über die Operationen informiert, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Es handele sich um zeitlich begrenzte Einsätze, die sich auf die Infrastruktur der Hisbollah in der Nähe der Grenze konzentrieren. Auch Bodeneinsätze seien diskutiert worden. Die USA befänden sich weiter im Gespräch, sagte Matthew Miller, Sprecher des Außenministeriums.
US-Präsident Joe Biden bekräftigte seine Forderung nach einem Waffenstillstand im Nahen Osten. Mit Blick auf die Berichte über einen möglichen Start einer Bodenoperation im Libanon sagte Biden: "Wir sollten jetzt einen Waffenstillstand haben." Er machte deutlich, dass er eine israelische Bodenoffensive im Libanon nicht unterstützt. Er sei sich der Lage sehr bewusst und sehr dafür, "dass sie aufhören".
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot rief die israelische Regierung auf, keine Bodenoffensive im Libanon zu starten. Nach der Intensivierung der israelischen Luftangriffe auf die proiranische libanesische Hisbollah-Bewegung forderte Barrot Israel auf einer Pressekonferenz in Beirut auf, von jeglichen Bodenoperationen im Libanon abzusehen.
Israel plant außerdem, zusätzliche Luftstreitkräfte in den Nahen Osten zu schicken. Mehrere Tausend Soldaten sollen in der Region für Sicherheit sorgen und, falls nötig, Israel verteidigen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Vorgesehen sei der zusätzliche Einsatz mehrerer Staffeln Kampfflugzeuge, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich noch rund 1.800 deutsche Staatsangehörige im Libanon befinden. Ein Airbus der Bundeswehr soll Angehörige der Botschaftsmitarbeiter aus dem Libanon ausfliegen. Angesichts der Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hisbollah habe das Auswärtige Amt die Krisenstufe für die Auslandsvertretungen in Beirut, Ramallah und Tel Aviv noch einmal angehoben und eine diplomatische Abholung eingeleitet, teilte das Außenministerium mit. Die Botschaften blieben damit arbeitsfähig. Familienangehörige der entsandten Beschäftigten und von deutschen Mittlerorganisationen sowie nicht dringend benötigtes Personal würden jedoch ausgeflogen. In der Bundeswehrmaschine würden zudem vor allem aufgrund medizinischer Umstände besonders gefährdete deutsche Staatsangehörige mitgenommen.
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