Ein Frachtschiffunfall am Sonntagmittag in Müden an der Mosel (Rheinland-Pfalz) hat gravierende Auswirkungen auf die Schifffahrt und die Logistik. Das Schiff kollidierte mit einem Schleusentor und verursachte so schwere Schäden, dass die Mosel voraussichtlich bis Ende März für den Schiffsverkehr gesperrt bleiben muss. Laut dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn wurden beide Torflügel der Schleuse aus ihrer Verankerung gerissen und deformiert. Auch die Antriebszylinder erlitten massive Beschädigungen. Sämtliche Teile müssen komplett ausgetauscht werden. Die Schadensaufnahme ist noch nicht abgeschlossen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtete am 09.12.2024 über mögliche massive Folgen für den Stahl- und Erzhandel sowie für Diesellieferungen.
Da an der Staustufe Müden nur eine einzige Schleusenkammer für die Großschifffahrt existiert, ist die Durchfahrt für Schiffe derzeit unmöglich. Etwa 70 Schiffe stauen sich bereits auf der Mosel und können nicht in Richtung Rhein weiterfahren. Der Rückstau reicht laut Berichten bis zur französischen Grenze und zur Saar. Wie der SWR am 09.12.2024 meldete, berät ein Krisenstab vor Ort über die Lage und koordiniert Maßnahmen.
Der Unfall ereignete sich gegen 13 Uhr, als das Güterschiff mit dem noch geschlossenen Schleusentor kollidierte. Die Wasserschutzpolizei Koblenz berichtet, das Schiff sei „scheinbar nahezu ungebremst“ in das Untertor gefahren. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Schleusenkammer noch in Vorbereitung für die Schleusung; die Einfahrt war noch nicht freigegeben. Der Bug des Schiffes wurde beschädigt, ein Wassereinbruch konnte jedoch verhindert werden. Der Frachter liegt in der Nähe der Schleuse und ist weiterhin schwimmfähig. Austretende Hydraulikflüssigkeit konnte von der Feuerwehr aufgefangen und eine weitere Ausbreitung in der Mosel verhindert werden. Das Schiff war mit rund 1.500 Tonnen Schrott beladen und auf dem Weg nach Mertert (Luxemburg).
Die Mosel ist eine wichtige Verkehrsader für Wirtschaft und Tourismus. Die Wasserstraße verbindet Frankreich, Luxemburg und Deutschland und spielt eine zentrale Rolle in der europäischen Logistik. Jährlich werden Millionen Tonnen Güter über die Mosel transportiert, darunter Diesel von Rotterdam nach Luxemburg. Die F.A.Z. unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung der Mosel und warnt vor gravierenden Folgen eines monatelangen Ausfalls der Schifffahrt, insbesondere für die luxemburgische Stahlindustrie. Ein Teil des Güterverkehrs könne zwar auf Schiene und Straße verlagert werden, diese Transportmittel könnten die Kapazitäten der Schifffahrt aber nicht vollständig kompensieren. Steigende Transportkosten, Lieferengpässe und Produktionsstopps seien daher nicht auszuschließen.
Kurzzeitige Ausfälle von Schleusen aufgrund kleinerer Unfälle oder Wartungsarbeiten sind nicht unüblich. Ein so langer, ungeplanter Ausfall wie dieser sei jedoch laut Experten extrem selten. Die genauen Auswirkungen auf Wirtschaft und Logistik sind derzeit noch schwer abzuschätzen.
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