19.10.2024
Musikveranstaltungen im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Umwelt
Musik-Events: Sommermärchen oder Fiasko?

Musik-Events: Sommermärchen oder Fiasko?

Die zehnteilige Konzertreihe von Superstar Adele in München hat sowohl Freude als auch Besorgnis ausgelöst. Während Gastronomen und Hoteliers in der bayerischen Landeshauptstadt über volle Häuser und eine florierende Wirtschaft jubeln, sehen Umweltschützer in dieser Veranstaltung ein „klimapolitisches Fiasko“. Diese duale Sichtweise wirft Fragen auf, die über das unmittelbare Vergnügen hinausgehen und die langfristigen Auswirkungen solcher Großveranstaltungen auf die Umwelt und die lokale Wirtschaft betreffen.

Ein voller Erfolg für die lokale Wirtschaft

Die Konzertreihe, die im August stattfand, zog mehrere Hunderttausend Fans an. Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), bezeichnete die Veranstaltungen als „eine tolle Geschichte“ und sprach von einem „Sommermärchen“. Obwohl noch keine offiziellen Statistiken vorliegen, berichten lokale Gastronomen von einer hohen Nachfrage und sehr guten Übernachtungsraten. „Die Hotels waren einfach voll“, so Inselkammer. Diese positive Resonanz erstreckt sich nicht nur auf München, sondern auch auf das Umland, was auf eine weitreichende wirtschaftliche Wirkung hinweist.

Hohe Besucherzahlen und wirtschaftliche Auswirkungen

Mit mehr als 70.000 Besuchern pro Show und einem eigens für die Konzerte errichteten Pop-Up-Stadion auf dem Messegelände, war die Veranstaltung ein logistischer Erfolg. Die Stadt München profitierte nicht nur von den Ticketverkäufen, sondern auch von den Ausgaben der Konzertbesucher in Restaurants, Geschäften und bei Transportdiensten. Clemens Baumgärtner, Münchens Wirtschaftsreferent, schätzte, dass die Konzertreihe der lokalen Wirtschaft insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro einbringen könnte. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, bestätigte diese Einschätzung und sprach von einer zusätzlichen lokalen Wertschöpfung von mehreren hundert Millionen Euro.

Umweltschutzbedenken

Die positiven wirtschaftlichen Effekte stehen jedoch in starkem Kontrast zu den Bedenken der Umweltschützer. Der EU-Klimapakt äußerte sich kritisch über die ökologische Bilanz der Konzertreihe. Julian Vogels, Botschafter des Klimapakts, führte eine Umfrage unter 1407 Konzertbesuchern durch und stellte fest, dass jeder vierte Besucher mit dem Flugzeug angereist war. Die durchschnittlichen Kohlendioxid-Emissionen pro Person lagen bei 41,14 Kilogramm, was die Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit solcher Großevents verstärkt. Im Vergleich dazu waren die Emissionen bei einer Sommertournee einer anderen Band, AnnenMayKantereit, deutlich niedriger.

Ein Blick auf die Zukunft

Angesichts der Ankündigung von Adele, sich nach dieser Konzertreihe eine längere Auszeit nehmen zu wollen, könnte dies die letzte Gelegenheit gewesen sein, die Künstlerin live zu erleben. Die Frage bleibt, ob solche Großveranstaltungen in Zukunft weiterhin in diesem Umfang stattfinden sollten, insbesondere wenn man die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt. Für die Gastronomie und den Tourismus in München war es jedoch ein unbestreitbarer Erfolg, der möglicherweise als Modell für zukünftige Events dienen könnte.

Fazit

Die Diskussion um Adeles Konzertreihe in München verdeutlicht die komplexen Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichem Erfolg und ökologischen Herausforderungen. Während die lokale Wirtschaft von den Veranstaltungen profitiert, müssen auch die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt werden. Es bleibt abzuwarten, wie die Veranstalter und die Stadt München auf diese Herausforderungen reagieren werden und ob ähnliche Events in Zukunft nachhaltiger gestaltet werden können.

Quellen: dpa, Süddeutsche Zeitung, Zeit Online

Weitere
Artikel