19.10.2024
Nach dem Attentat auf Donald Trump: Appell zur Mäßigung in den USA

Nach dem Attentat auf Donald Trump: Die USA brauchen Mäßigung

Ein Kommentar von Nikolas Busse

Die amerikanische Politik hat allen Grund, in sich zu gehen. Zu oft wurde der politische Wettbewerber als Feind dargestellt. Dass das Attentat den Wahlausgang maßgeblich beeinflusst, ist aber nicht gesagt.

Dass Biden wie Trump nach dem Attentat zu Ruhe und Geschlossenheit aufgerufen haben, kann man nur begrüßen. Amerikas politische Debatte sollte jetzt nicht durch parteipolitische Schuldzuweisungen oder unbewiesene Verschwörungserzählungen weiter aufgepeitscht werden.

Der viertägige Parteitag der Republikaner in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin beginnt heute. Trotz des Attentats reiste Trump bereits am Sonntag an. Er soll dabei offiziell zum Kandidaten der Partei für die Präsidentschaftswahl am 5. November gekürt werden. Für Donnerstagabend (Ortszeit) ist eine große Rede Trumps geplant. Mit Spannung wird auch erwartet, wer an seiner Seite als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten ins Rennen gehen soll.

Trump warb vor Beginn des Parteitags der Republikaner für eine Überwindung der politischen Spaltung im Land. Er habe seine ursprünglich geplante und sehr angriffslustige Rede für den Parteitag verworfen, sagte der 78-Jährige in einem Interview mit der Boulevardzeitung New York Post. "Ich will versuchen, das Land zu einen", sagte Trump demnach. "Aber ich weiß nicht, ob es möglich ist. Die Menschen sind sehr gespalten."

Biden betonte bei einer seltenen Ansprache an die Nation aus dem Oval Office im Weißen Haus, Gewalt sei nie eine Lösung. "Ich werde mich weiterhin mit Nachdruck für unsere Demokratie einsetzen, für unsere Verfassung und die Rechtsstaatlichkeit eintreten und zum Handeln an der Wahlurne aufrufen, ohne Gewalt auf unseren Straßen." So sollte die Demokratie funktionieren, mahnte er. "Wir stehen für ein Amerika nicht des Extremismus und der Wut, sondern des Anstands und der Güte."

Ein junger Amerikaner verübt bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania einen Anschlag auf Donald Trump. Dennoch reist Trump bereits am Sonntag zum Nominierungsparteitag der Republikaner in Wisconsin.

Der ohnehin schon angeheizte Wahlkampf zwischen Joe Biden und Donald Trump hat beinahe in einer Katastrophe geendet. Am Samstag wurde Donald Trump bei einem Wahlkampfanlass in Butler, Pennsylvania, angeschossen. Die Veranstaltung fand unter freiem Himmel statt, der Schütze hatte sich auf einem Dach, etwa hundert Meter vom ehemaligen Präsidenten entfernt, postiert. Er traf Trump lediglich am Ohr, aber ein Zuschauer wurde tödlich getroffen, zwei weitere Personen wurden schwer verletzt.

Sicherheitsleute erschossen den Attentäter, nachdem er acht Schüsse abgegeben hatte. Gleich nach dem Anschlag duckte sich Trump hinter das Rednerpult. Dann wurde er rasch von seinen Bodyguards weggebracht, nachdem er, mit blutverschmiertem Gesicht, die Faust in die Höhe gereckt, "kämpft, kämpft" gerufen hatte. Offenbar erholte er sich im Spital rasch von der Verletzung.

Schon kurz nach dem Attentatsversuch meldete sich der Anwärter für die anstehenden Präsidentschaftswahlen zu Wort. Der obere Teil seines Ohrs sei von der Kugel durchbohrt worden, schrieb er auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. "Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie die Kugel meine Haut aufriss."

Bei dem getöteten Zuschauer soll es sich um einen Feuerwehrmann und Familienvater handeln, wie der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, bekanntgab. Der Mann habe sich schützend über seine Familie gebeugt, als die Schüsse fielen. Er sei ein "begeisterter Anhänger Trumps" gewesen. Bei den beiden Verletzten handelt es sich laut der Polizei um zwei Männer, 74-jährig und 57-jährig, beide ebenfalls aus dem Gliedstaat Pennsylvania. Ihr Zustand sei stabil.

Der Täter war ein bisher unauffälliger Zwanzigjähriger

Beim Täter handelt es sich laut den Ermittlungen der Bundespolizei FBI um den zwanzigjährigen Thomas Matthew Crooks, der 2022 die Highschool abschloss. Er ist offenbar ein eingetragener Republikaner, spendete jedoch 2021 einen kleineren Geldbetrag an eine den Demokraten nahestehende Organisation. Über sein Motiv ist bisher nichts bekannt. Offenbar war er bis jetzt nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und auch nicht mit dezidierten politischen Ansichten aufgefallen. Das FBI gab am Sonntag bekannt, dass es bisher auch keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Täters entdeckt hätte. Der Fall werde als Attentat und als möglicher Akt des Inlandsterrorismus untersucht.

Crooks wohnte in Bethel Park, etwa 65 Kilometer vom Tatort entfernt. Er schoss mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15. Laut dem "Wall Street Journal" wurde die Waffe von Crooks' Vater legal erworben. Das FBI bestätigte dies. Es sei noch unklar, wie der Sohn an die Waffe gelangt sei.

Die Polizei steht vor dem Haus in Bethel Park, Pennsylvania, wo der 20-jährige mutmassliche Täter Thomas Matthew Crooks gewohnt hat. Er wurde getötet, nachdem er auf Trump geschossen und einen Zuschauer umgebracht hatte.

Die Abklärung seiner Identität dauerte relativ lange, weil er keine Ausweisdokumente auf sich trug. Nach der Tat wurde in seinem Auto Sprengstoff gefunden. Wie er es schaffte, unbemerkt auf das nahe gelegene Dach zu gelangen, ist momentan Gegenstand intensiver Abklärungen. Offenbar trug Crooks bei der Tat ein T-Shirt des Youtube-Kanals "Demolition Ranch". Der Kanal mit seinen über elf Millionen Abonnenten ist ausschliesslich dem Thema Waffen gewidmet.

Präsident Joe Biden nannte den Anschlag auf Trump "krank". "Ich bin dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gutgeht", teilte er mit.

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