19.10.2024
Namibia als Schlüsselpartner für grünen Wasserstoff in Deutschland
Deutschland setzt auf Wasserstoff aus Namibia

Deutschland setzt auf Wasserstoff aus Namibia

Namibia hat sich zum Ziel gesetzt, ein Vorreiter in der Produktion von grünem Wasserstoff in Afrika zu werden. Diese Ambitionen stehen im Kontext eines globalen Trends, bei dem europäische und asiatische Staaten nach Lösungen suchen, um klimafreundlichere Industrien zu fördern. Der verstorbene namibische Präsident Hage Geingob hatte den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Namibia mit großem Engagement vorangetrieben.

Vor dem ersten Afrikanischen Wasserstoffgipfel, der in Windhuk stattfand, kündigte die EU mehrere Programme an, um den Übergang zu sauberer Energie in Namibia zu unterstützen. Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es jedoch auch Skepsis innerhalb der namibischen Bevölkerung. Viele Bürger äußern Bedenken, dass sie von den geplanten Projekten nicht profitieren werden und beschreiben die Situation als einen „Hype“.

Die Rolle des grünen Wasserstoffs

Grüner Wasserstoff, der durch erneuerbare Energien erzeugt wird, hat das Potenzial, als „Game-Changer“ in der Energiepolitik zu fungieren. EU-Energiekommissarin Kadri Simson betonte auf der Konferenz, dass dieser Wasserstoff eine bedeutende Chance darstellt, den Klimawandel zu bekämpfen und gleichzeitig Arbeitsplätze in Namibia zu schaffen. Michael Kellner, parlamentarischer Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium, erklärte, dass Deutschland die namibische Regierung über die bisherigen Pilotprojekte hinaus unterstützen werde und dass das Ziel darin besteht, fossile Energiequellen durch die Nutzung von Sonne und Wind zu ersetzen.

Produktion und wirtschaftliche Perspektiven

Die Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff in Namibia sind aufgrund der reichlichen Sonneneinstrahlung und der starken Winde als „extrem günstig“ zu bewerten. Rainer Baake, Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation, erklärte, dass die Kosten für grünen Wasserstoff in Europa voraussichtlich schnell sinken werden, was die Wettbewerbsfähigkeit namibischer Produkte erhöhen könnte. Der Bedarf an grünem Wasserstoff in Europa, Japan und Südkorea kann nur zur Hälfte aus eigener Produktion gedeckt werden, was Namibia als wichtigen internationalen Lieferanten positioniert.

Das Hyphen-Projekt

Das Hyphen-Konsortium plant im Tsau/Khaeb-Nationalpark, auch bekannt als Diamanten-Sperrgebiet, ein großes Projekt zur Wasserstoffproduktion. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf etwa 10 Milliarden Dollar, was fast der Wirtschaftsleistung Namibias entspricht. Hyphen, an dem der deutsche Anbieter Enertrag beteiligt ist, erwartet die Schaffung von 15.000 Arbeitsplätzen während der Bauphase und 3.000 dauerhaften Arbeitsplätzen. Der Bau soll im Januar 2025 beginnen, und die Produktion von grünem Wasserstoff soll 2029 starten.

Kritik und Herausforderungen

Trotz der vielversprechenden Perspektiven gibt es auch kritische Stimmen in Namibia. Umweltorganisationen äußern Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Projekte auf die Biodiversität und die Umwelt. Der Standort des Hyphen-Projekts im Nationalpark wird als problematisch angesehen, da er eine außergewöhnliche Pflanzenvielfalt beherbergt. Kritiker argumentieren, dass die deutsche Regierung ein solches Vorhaben in einem Nationalpark nicht genehmigen würde.

Zusätzlich wird die Frage aufgeworfen, ob die namibische Bevölkerung tatsächlich von den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren wird. Salomo Hei, Chefökonom des namibischen Analyseinstituts High Economic Intelligence, betont, dass die Wirtschaft zwar wachse, jedoch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung davon profitiere. Es fehlen Fachkräfte für die neuen Wirtschaftszweige, was die Umsetzung der Projekte erschwert.

Fazit

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Namibia im Bereich grüner Wasserstoff birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Während die Projekte das Potenzial haben, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft Namibias zu diversifizieren, müssen gleichzeitig ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die Vorteile der Wasserstoffwirtschaft auch der namibischen Bevölkerung zugutekommen.

Quellen: FAZ, ZDF, BMBF, BMWK, taz.

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