September 24, 2024
Neuausrichtung des Fernverkehrs der Deutschen Bahn: Strategien für eine nachhaltige Zukunft

Die Deutsche Bahn plant Umstrukturierungen im Fernverkehr

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, dass sie in Zukunft schlecht ausgelastete Intercity (IC) und Intercity-Express (ICE) Züge durch Regionalzüge ersetzen möchte. Diese Entscheidung wurde während einer Pressekonferenz von Michael Peterson, dem Vorstand für den Fernverkehr, in Berlin bekannt gegeben. Die Bahn befindet sich derzeit in Gesprächen mit Vertretern der Bundesländer, um diese Umstellung zu koordinieren. Peterson erklärte, dass es oft keinen Sinn mache, einen leeren Fernzug auf einer Strecke fahren zu lassen, wenn gleichzeitig ein Regionalzug dieselbe Strecke bedient.

Hintergrund der Entscheidung

Die Deutsche Bahn steht vor finanziellen Herausforderungen, insbesondere im Fernverkehr. Interne Dokumente zeigen, dass die Bahn nur auf den Hauptstrecken Gewinne erzielt, während etwa 70 Prozent der Strecken im Ergänzer- und Flächennetz Verluste schreiben. Diese Situation hat sich im Jahr 2024 weiter verschärft, da der Konzern unter den Auswirkungen von Streiks, extremen Wetterereignissen und einer maroden Infrastruktur leidet. Peterson äußerte, dass diese Probleme das Vertrauen der Fahrgäste beeinträchtigt haben.

Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität

Um die Attraktivität des Fernverkehrs zu erhöhen, plant die Deutsche Bahn mehrere Maßnahmen. Eine wesentliche Änderung ist die Ausweitung der Vorbuchungsfrist für Bahntickets von derzeit sechs auf zwölf Monate. Diese Neuerung soll ab dem 16. Oktober in Kraft treten, wenn der neue Fahrplan veröffentlicht wird. Ziel ist es, den Reisenden frühzeitig Zugang zu günstigeren Sparpreisen zu ermöglichen.

Pünktlichkeit und Infrastruktur

Die Pünktlichkeit im Fernverkehr ist ein weiteres zentrales Anliegen der Bahn. Im August 2023 betrug die Pünktlichkeit lediglich 60,6 Prozent, was Peterson als „extrem bitter“ bezeichnete. Um die Pünktlichkeit bis 2027 wieder auf über 75 Prozent zu steigern, sind umfassende Sanierungsarbeiten an der Infrastruktur geplant. 41 besonders wichtige Korridore sollen dabei im Fokus stehen. Zudem dürfen die ICE-4 Züge künftig mit einer Geschwindigkeit von 265 Stundenkilometern fahren, um Verspätungen auf bestimmten Strecken auszugleichen.

Erweiterung des Fernverkehrsangebots

Peterson kündigte auch an, dass das Fernverkehrsangebot in den kommenden Jahren ausgeweitet werden soll. Im Fahrplan für 2025 sind bereits mehr Sprinter-Verbindungen vorgesehen, die nur wenige Halte zwischen Start- und Endbahnhof haben. Bis Dezember 2026 sollen 20 deutsche Großstädte mit einem ICE-Halbstundentakt an den bundesweiten Fernverkehr angebunden werden.

Internationale Verbindungen

Ein weiterer Aspekt der geplanten Veränderungen ist die Erhöhung der internationalen Verbindungen. Ab Mitte Dezember wird eine neue Direktverbindung von Berlin nach Paris eingeführt, die eine Fahrzeit von rund acht Stunden haben soll. Dies stellt eine bedeutende Verbesserung dar, da die beiden Hauptstädte erstmals über Tag im Hochgeschwindigkeitsverkehr miteinander verbunden werden.

Zusammenfassung

Die geplanten Umstellungen der Deutschen Bahn, einschließlich der Ersetzung von IC und ICE durch Regionalzüge auf bestimmten Strecken, sind Teil eines umfassenden Plans zur Sanierung und Attraktivitätssteigerung des Fernverkehrs. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Auslastung der Züge verbessern, sondern auch das Vertrauen der Fahrgäste zurückgewinnen und die Pünktlichkeit erhöhen. Die Bahn steht vor der Herausforderung, ihre Angebote nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig den Anforderungen der Fahrgäste gerecht zu werden.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dpa, Reuters und anderen Nachrichtenquellen.

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