19.10.2024
Düstere Stimmung und Forderung nach Klarheit in der deutschen Verbraucherlandschaft

Neue Mintel-Studie: Mehrheit der Deutschen empfindet aktuelle Stimmung in Deutschland als schlecht - mehr Transparenz bei 'Shrinkflation' gefordert

Die jüngste Studie der Mintel Group Ltd. zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Stimmungslage in Deutschland. Laut der Untersuchung, die die Lebensweisen und Einstellungen der Verbraucher:innen im Land beleuchtet, glauben 85 Prozent der Befragten, dass derzeit eine schlechte Stimmung im Land vorherrscht.

Multiplen Krisen belasten die Konsumstimmung

Die Studie weist darauf hin, dass sich die multiplen Krisen weiterhin auf die Kaufgewohnheiten der Bevölkerung auswirken. Trotz abklingender Inflation bleibt der finanzielle Druck für viele Deutsche hoch. Nur 17 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihre finanzielle Situation in letzter Zeit verbessert hat, während 73 Prozent derjenigen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation erleben.

Dr. Jennifer Hendricks, Senior Analyst - Consumer Lifestyles bei Mintel, kommentiert: „Wir erkennen, dass sich die multiplen Krisen weiterhin auf die Kaufgewohnheiten der Bevölkerung auswirken. Darauf sollten sich Unternehmen nach wie vor einstellen.“

Auswirkungen auf die Gastronomie

Ein besonders betroffener Bereich ist die Gastronomie. Nur 11 Prozent der Befragten planen, in diesem Jahr mehr für Restaurantbesuche und Take-away-Essen auszugeben, während 33 Prozent weniger ausgeben wollen und 14 Prozent sogar gänzlich auf solche Angebote verzichten möchten.

Das Phänomen der 'Shrinkflation'

Um Ressourcen zu sparen, greifen Unternehmen vermehrt auf die Strategie der 'Shrinkflation' zurück, bei der sie die Verpackungen mit weniger Produkt füllen, ohne den Preis zu senken. Diese Praxis stößt bei den Verbraucher:innen auf Unmut.

Dr. Hendricks erklärt: „Für 65 Prozent der Verbraucher:innen gehört Ehrlichkeit zu den wichtigsten fünf Werten. Daher sind Unternehmen nicht gut damit beraten, ihre Kund:innen stillschweigend auszutricksen. Es lohnt sich, offen zu den Einsparungen in schwierigen Zeiten zu stehen.“

Forderungen nach mehr Transparenz

Die Forderungen nach mehr Transparenz bei 'Shrinkflation' werden lauter. Verbraucherzentralen und andere Organisationen setzen sich dafür ein, dass versteckte Preiserhöhungen klar gekennzeichnet werden. Ein Beispiel ist Frankreich, das ab dem 1. Juli 2024 eine Kennzeichnungspflicht für Mogelpackungen eingeführt hat.

In Deutschland fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Bundesregierung auf, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. Produkte mit veränderten Zusammensetzungen oder niedrigerer Füllmenge bei gleichem oder höherem Preis sollten für mindestens sechs Monate mit einem Warnhinweis versehen werden.

Ehrlichkeit und Sicherheit als zentrale Werte

Neben Ehrlichkeit ist auch Sicherheit ein zentraler Wert für viele Deutsche. Sicherheit schafft Vertrauen und Beständigkeit, was in Zeiten von Krisen besonders wichtig ist. Dr. Hendricks betont: „Um Kund:innen in Krisenzeiten ein Gefühl von Beständigkeit zu vermitteln, bewährt sich Retro-Marketing. Nahezu 3 von 5 Deutschen verspüren ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie einer Marke gegenüber treu bleiben.“

Über die Studie

Die repräsentative Umfrage wurde im Rahmen des Mintel-Reports „German Lifestyles - Deutschland - 2024“ im März 2024 mit einem Online-Panel von 2.000 Verbraucher:innen ab 16 Jahren durchgeführt. Hauptthemen der Studie sind die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Leben, die Gewichtung verschiedener gesellschaftlicher Werte, erwartete Veränderungen der Konsumgewohnheiten im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023, Verhaltensweisen während Zeiten multipler Krisen und worauf sich die Deutschen im Jahr 2024 am meisten freuen.

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