19.10.2024
Neue Wege für die Linke: Bewerber-Duo will frische Impulse setzen

Neue Parteispitze: Bewerber-Duo: Linke will Wähler von SPD und Grünen

In der politischen Landschaft Deutschlands zeichnet sich ein bemerkenswerter Wandel ab, insbesondere innerhalb der Partei Die Linke. Ines Schwerdtner und Jan van Aken haben sich als Bewerberduo um die Parteispitze positioniert, mit dem Ziel, enttäuschte Wählerinnen und Wähler von SPD und Grünen anzusprechen. Diese Strategie zielt darauf ab, die Partei aus ihrer gegenwärtigen Existenzkrise zu führen, die durch eine Reihe von Wahlniederlagen und die Abspaltung des Bündnisses um Sahra Wagenknecht verschärft wurde.

Jan van Aken, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter, äußerte sich in einem Interview und betonte, dass es viele Wähler gebe, die nach einer politischen Alternative suchen. „Die Ampel legt uns jeden Tag einen Elfmeter auf den Punkt, wir müssen ihn nur reinmachen“, erklärte er, was auf die wahrgenommenen Schwächen der Ampelkoalition hinweist.

Das Duo Schwerdtner und van Aken plant, die Linke in eine neue Richtung zu führen, indem sie eine „revolutionäre Freundlichkeit“ propagieren. Schwerdtner erklärte, dass dieser neue Umgang nicht nur innerhalb der Partei, sondern auch gegenüber Wählerinnen und Wählern anderer Parteien gelten solle. „Wir werden gnadenlos freundlich bleiben“, fügte sie hinzu. Diese Einstellung soll helfen, eine positive Vision für die Zukunft zu entwickeln, anstatt sich auf negative Aspekte zu konzentrieren.

Inhaltlich beabsichtigen die beiden, die Positionen ihrer Vorgänger beizubehalten. So lehnen sie Waffenlieferungen an die Ukraine ab und fordern stattdessen einen Verhandlungsfrieden. Van Aken betonte, dass der Begriff „gerechter Frieden“ von den Menschen in der Ukraine selbst definiert werden müsse. Diese Haltung unterscheidet sich deutlich von der Position des Bündnisses Sahra Wagenknecht, das als eher diktatorisch wahrgenommen wird.

Ein weiteres zentrales Thema für das Bewerber-Duo ist die NATO. Van Aken und Schwerdtner unterstützen die Forderung, die NATO aufzulösen und durch ein kollektives Sicherheitssystem zu ersetzen, das auch Russland einbezieht. Van Aken äußerte, dass das Vertrauen zu Russland momentan fehle, aber es sei wichtig, in Zukunft dorthin zurückzukehren. Er sieht einen Zeitrahmen von 30 Jahren als realistisch an, um diese Vision zu verwirklichen.

Im Bereich des Klimaschutzes fordern die beiden eine klimaneutrale Politik bis 2035. Schwerdtner wies darauf hin, dass die Zeit drängt und dass in den letzten Jahren viel versäumt wurde, insbesondere im Verkehr und bei der Sanierung von Wohnungen. Sie betonte die Notwendigkeit, die Verursacher von CO2-Emissionen zur Verantwortung zu ziehen, ohne die arbeitende Bevölkerung zu belasten.

In der Asyldebatte plädiert van Aken für die Abschaffung der Grenzkontrollen in Deutschland. Er argumentiert, dass es keine illegale Migration gebe, da das Asylrecht im Grundgesetz verankert sei. Diese Position steht im Einklang mit der allgemeinen Haltung der Linken, die sich für eine offene und gerechte Migrationspolitik einsetzt.

Das Bewerber-Duo zeigt sich optimistisch, dass die Linke ihren Tiefpunkt hinter sich hat. Sie sind überzeugt, dass die Partei durch die Mobilisierung junger Mitglieder und die Bündelung ihrer Energie neue Impulse erhalten kann. Van Aken äußerte den Wunsch, dass die Linke bei der Bundestagswahl 2025 mehr als die fünf Prozent der Stimmen erreichen möchte, die sie bei der letzten Wahl erhalten hat.

Insgesamt stehen Schwerdtner und van Aken vor der Herausforderung, die Linke nicht nur aus ihrer Krise zu führen, sondern auch neue Wählergruppen zu gewinnen. Ihre Strategie, sich auf die Unzufriedenheit von SPD- und Grünen-Wählern zu konzentrieren, könnte der Schlüssel zu einem erfolgreichen Neuanfang sein. Die Wahl der neuen Parteispitze findet im Oktober beim Parteitag in Halle statt, und die beiden sind die einzigen bekannten Bewerber für die Führungsposition.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Linke mit dieser neuen Führung einen Weg aus der Krise finden kann und ob sie in der Lage ist, eine breitere Wählerschaft zu mobilisieren.

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