19.10.2024
Neuentdeckung eines frühen Alamannen-Grabs bei Bauarbeiten in Gerstetten
Archäologische Funde: Antikes Grab bei Wohnungsbau entdeckt

Archäologische Funde: Antikes Grab bei Wohnungsbau entdeckt

In der Gemeinde Gerstetten, gelegen im Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg, haben Archäologen während der Bauarbeiten für neue Wohngebäude ein bemerkenswertes frühalamannisches Grab entdeckt. Dieser Fund, der auf das 4. Jahrhundert datiert wird, bietet wertvolle Einblicke in die Bestattungskultur der Alamannen, einer germanischen Gruppe, die in dieser Region lebte.

Hintergrund der Entdeckung

Die archäologischen Untersuchungen fanden im Rahmen einer Rettungsgrabung statt, die von der archäologischen Fachfirma ArchaeoBW im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) durchgeführt wurde. Diese Maßnahme wurde notwendig, da die Gemeinde Gerstetten plant, mehrere Wohngebäude im Dorfkern zu errichten, einem Gebiet, das seit der Spätantike besiedelt ist.

Details des Grabes

Das Grab wurde als Holzkammer gestaltet und enthielt die Überreste eines etwa 60-jährigen Mannes, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts beigesetzt wurde. Die Grabstelle war durch ihre solitäre Lage besonders hervorgehoben und wies eine aufwändige Konstruktion auf. Zu den Grabbeigaben gehörten mehrere Keramik- und Glasgefäße sowie ein kleiner Kamm, die alle wichtige Hinweise auf die Bestattungssitten und den Lebensstil der damaligen Zeit geben.

Die Bedeutung der Funde

Die Funde aus dem Grab sind von großer archäologischer Bedeutung. Ein hochwertiger Glasbecher, der in der Grabkammer entdeckt wurde, weist Vergleiche mit Objekten aus dem nahegelegenen spätrömischen Kastell von Guntia (heute Günzburg) auf. Die anderen Beigaben zeigen deutliche Parallelen zu Funden aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet, was auf weitreichende Handels- und Kulturverbindungen während dieser Zeit hinweist.

Seltenheit frühalamannischer Gräber

Frühalamannische Gräber sind in Baden-Württemberg relativ selten. Meist handelt es sich um kleine Grabgruppen, die aus fünf bis zwölf Gräbern bestehen. Die Entdeckung in Gerstetten könnte daher auf die Existenz weiterer Gräber in der Umgebung hinweisen, da das angrenzende Areal bisher noch nicht umfassend untersucht wurde.

Restaurierung und Analyse der Funde

Die gefundenen Objekte wurden bereits in die Restaurierungswerkstatt des LAD nach Esslingen gebracht. Zwei der Keramikgefäße konnten bereits restauriert werden. Die weiteren Funde, einschließlich der menschlichen Knochen, befinden sich derzeit noch in der Dokumentationsphase bei der Grabungsfirma. Eine Rippe des Mannes wurde für eine Radiokarbondatierung entnommen und ins Labor nach Mannheim geschickt, um das Alter der Bestattung weiter zu bestätigen.

Die Alamannen

Die Alamannen, auch Alemannen genannt, waren eine Gruppe von Germanen, die etwa vom 3. bis zum 8. Jahrhundert im heutigen Südwesten Deutschlands sowie in angrenzenden Gebieten wie Frankreich, der Schweiz, Liechtenstein und dem österreichischen Vorarlberg siedelten. Ihr Einfluss und ihre Kultur sind bis heute in vielen Aspekten der Region spürbar.

Fazit

Die Entdeckung des frühalamannischen Grabes in Gerstetten stellt einen bedeutenden archäologischen Fund dar, der nicht nur das Wissen über die Bestattungskultur der Alamannen bereichert, sondern auch auf die kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen dieser Zeit hinweist. Die laufenden Untersuchungen und Restaurierungen der Funde werden voraussichtlich weitere interessante Erkenntnisse liefern, die das Verständnis der Region und ihrer Geschichte vertiefen.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel stammen aus verschiedenen Nachrichtenquellen, darunter die Stuttgarter Nachrichten und die dpa, die über die Entdeckung und die Bedeutung der Funde berichteten.

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