September 28, 2024
Iran in der Zwickmühle nach dem Tod von Hassan Nasrallah

Ein schwerer Schlag gegen Teherans Abschreckung

Der Tod von Hassan Nasrallah, dem Anführer der Hisbollah, durch einen israelischen Luftangriff in Beirut, wiegt schwer. Nicht nur für die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz, sondern auch für Teheran selbst. Wie die FAZ berichtet, stellt der gezielte Schlag gegen Nasrallah die Sicherheitsarchitektur des Irans in bisher ungekanntem Ausmaß infrage. Die Sorge in Teheran ist groß, dass Israel nach der Schwächung der iranischen Schattenarmeen irgendwann auch das Regime in Teheran direkt ins Visier nehmen könnte.

Die Reaktion aus Teheran ließ lange auf sich warten. Erst am Samstag, Stunden nachdem bereits Gerüchte über seine Evakuierung kursierten, verbreitete der Oberste Führer des Irans, Ali Chamenei, eine Botschaft zur Lage im Libanon. Zuvor war er laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters an einen sicheren Ort gebracht worden.

Der Tod Nasrallahs, der die Hisbollah mehr als drei Jahrzehnte lang anführte, ist ein schwerer Schlag für die iranische Abschreckungspolitik. Die Hisbollah, die vom Iran finanziert und bewaffnet wird, galt als wichtiges Instrument in Teherans regionaler Strategie. Mit ihrer militärischen Stärke im Libanon band sie israelische Truppen und stellte eine ständige Bedrohung für den jüdischen Staat dar. Diese Abschreckung ist nun zumindest vorerst deutlich geschwächt.

Hinzu kommt die Frage nach der Nachfolge Nasrallahs. Wie der Nahost-Experte Christoph Ehrhardt in der NZZ schreibt, steht die Hisbollah vor einem Führungsproblem. Die Organisation könnte sich weiter radikalisieren, um Stärke zu demonstrieren. Genauso wahrscheinlich ist aber auch eine Spaltung der Miliz, die tief in der libanesischen Gesellschaft verwurzelt ist.

Die Ungewissheit über die weitere Entwicklung im Libanon und die Angst vor einem direkten Angriff zwingen die iranische Führung zum Handeln. Doch welche Optionen hat Chamenei? Setzt er auf Eskalation und Vergeltung, riskiert er einen Krieg gegen einen militärisch weit überlegenen Gegner. Ein Krieg, den der Iran, dessen Wirtschaft am Boden liegt und der innenpolitisch angeschlagen ist, kaum gewinnen könnte.

Doch Untätigkeit birgt ebenfalls Risiken. Sie würde die Schwäche des Regimes offenbaren und Irans Position in der Region weiter schwächen. Die arabischen Nachbarn, die Teheran ohnehin kritisch beäugen, könnten versucht sein, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Gunst der Stunde nutzen, um ihren Erzrivalen weiter zurückzudrängen.

Die Tötung Nasrallahs stellt den Iran vor ein Dilemma, aus dem es keinen einfachen Ausweg gibt. Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, wie Teheran auf den schweren Schlag gegen seine Abschreckung reagieren wird.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/tod-von-hizbullah-anfuehrer-nasrallah-schwerer-schlag-fuer-iran-110015478.html
  • https://www.nzz.ch/meinung/tod-von-hizbullah-chef-nasrallah-neue-aera-im-nahen-osten-ld.1850603
Weitere
Artikel