October 6, 2024
Wachstum und Resilienz der Londoner City nach dem Brexit

Trotz Befürchtungen eines wirtschaftlichen Niedergangs nach dem Brexit, zeigt sich die Londoner City robust. Der Lord Mayor der City of London, Michael Mainelli, betonte in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die City nicht nur keine Arbeitsplätze verloren, sondern im Gegenteil, die Beschäftigtenzahl deutlich erhöht habe.

Die Aussage von Mainelli steht im Kontrast zu den Befürchtungen, die nach dem Brexit-Votum im Jahr 2016 aufgekommen waren. Damals befürchteten viele, dass London als globales Finanz- und Wirtschaftszentrum an Attraktivität einbüßen würde.

Als Beleg für seine positive Bilanz führte Mainelli an, dass die Zahl der Beschäftigten in der City, die auch als „Square Mile“ bekannt ist, in den vergangenen acht Jahren seit dem Brexit-Referendum von 525.000 auf 615.000 gestiegen sei. Der Großteil der Unternehmen in der City seien kleine und mittelständische Firmen. Ein weiterer Indikator für den Erfolg der City sei Londons Anteil am globalen Vermögensmanagement, der zwischen 2016 und 2023 von 11 Prozent auf 13 Prozent gewachsen sei, so der dpa.

Mainelli räumte jedoch ein, dass der Brexit wahrscheinlich einige Arbeitsplätze gekostet habe. Er schätzte, dass die City durch den EU-Austritt etwa 30.000 bis 40.000 Arbeitsplätze verloren habe. Allerdings sei es reine Spekulation, wie sich die Lage ohne den Brexit entwickelt hätte. Fakt sei, dass es der City derzeit sehr gut gehe.

Der Lord Mayor führte den Erfolg der Londoner City auch auf die Corona-Pandemie zurück, die zu mehr Effizienz geführt habe. So habe die Pandemie die Akzeptanz von Videokonferenzen und anderen Formen der digitalen Kommunikation erhöht, was zu einem Rückgang von Geschäftsreisen geführt habe. „Wenn man zwei oder drei Reisen vermeiden kann, die persönlich stattfinden mussten, braucht es nicht viel, um deutlich effizienter und produktiver zu werden“, sagte Mainelli der dpa.

Die City of London, die in etwa dem Gebiet der historischen Altstadt entspricht, ist das Herzstück der britischen Finanzindustrie und genießt einen Sonderstatus, der bis ins Mittelalter zurückreicht. Verwaltet wird sie von der City of London Corporation, deren jährlich neu gewählter Repräsentant den Titel „Lord Mayor“ trägt. Neben ihren Verwaltungsaufgaben vertritt die Corporation auch die Interessen der in der City ansässigen Unternehmen.

Die Aussagen von Mainelli werden durch eine kürzlich veröffentlichte Analyse der London School of Economics (LSE) gestützt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Brexit vor allem kleinere Unternehmen im Warenhandel getroffen hat, während der Dienstleistungssektor seine Exporte deutlich steigern konnte.

Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/michael-mainelli-der-londoner-city-geht-es-gut-trotz-brexit-110029481.html - dpa

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