September 9, 2024
Neues Besucherzentrum am Alten Jüdischen Friedhof Mainz eröffnet Perspektiven auf jüdisches Erbe

Baubeginn des Besucherzentrums am Alten Jüdischen Friedhof in Mainz

Am Alten Jüdischen Friedhof in Mainz hat die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt den offiziellen Baubeginn für ein Besucherzentrum der UNESCO-Welterbestätte bekanntgegeben. Der Pavillon, der auf einer erhöhten Plattform errichtet wird, soll im Jahr 2025 fertiggestellt und im Jubiläumsjahr des Denkmalfriedhofs 2026 eröffnet werden, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

Das Besucherzentrum wird eine besondere Perspektive auf die Grabsteine und die alte Baumlandschaft des Friedhofs bieten. Diese erhöhte Lage ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern, die historische Stätte aus einem neuen Blickwinkel zu erleben und schafft gleichzeitig einen Treffpunkt sowie einen Ort der Besinnung. Die Gesamtkosten für das Zentrum wurden auf etwa fünf Millionen Euro geschätzt, wobei die Finanzierung überwiegend von der Landeshauptstadt Mainz übernommen wird.

Der Alte Jüdische Friedhof, auch bekannt als Judensand, wurde 2021 zusammen mit den mittelalterlichen jüdischen Monumenten in Speyer und Worms in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Die SchUM-Stätten, zu denen Mainz gehört, sind die ersten jüdischen UNESCO-Welterbe-Kulturdenkmäler in Deutschland. Sie umfassen bedeutende jüdische Gemeindezentren, Monumente und Friedhöfe in den drei Städten Speyer, Worms und Mainz. Der Name SchUM leitet sich von den hebräischen Anfangsbuchstaben ab: Schin (sch) für Schpira (Speyer), Waw (u) für Warmaisa (Worms) und Mem (m) für Magenza (Mainz). Diese Städte waren im Mittelalter bedeutende Zentren jüdischer Gelehrsamkeit.

Der Mainzer Friedhof zählt zu den ältesten in Europa und beherbergt zahlreiche Grabsteine aus dem 11. Jahrhundert. Insgesamt sind dort nach Angaben der Stadt etwa 1.700 Grabsteine zu finden. Die Grabinschriften sind nicht nur von historischer Bedeutung, sondern auch von großer kultureller Relevanz für die jüdische Gemeinschaft.

Die Stadt Mainz hat bereits im Sommer mit den Vorarbeiten für das Besucherzentrum begonnen. Die Bauarbeiten umfassen zunächst die Errichtung einer Stützmauer, auf der das Besucherzentrum errichtet werden soll. Oberbürgermeister Nino Haase betonte die Wichtigkeit des Projekts, um die Geschichte und Bedeutung des Alten Jüdischen Friedhofs zu vermitteln. Das Besucherzentrum wird nicht nur als Informationsstelle dienen, sondern auch multimediale Elemente beinhalten, die die Geschichte des Friedhofs und seiner Grabsteine veranschaulichen.

Im Rahmen des Projekts wird auch die Außenanlage des Friedhofs neu gestaltet. Geplant sind Sitzbänke und Informationsschilder, die den Zugang zum Friedhof verbessern sollen. Aufgrund der Hanglage des Friedhofs wird es jedoch nicht möglich sein, das gesamte Gelände barrierefrei zu gestalten. Dennoch wird angestrebt, die Zugänglichkeit zu erhöhen und den Besuchern einen respektvollen Zugang zu ermöglichen.

Vor dem Baubeginn wurden bereits Restaurierungsarbeiten an den historischen Grabsteinen durchgeführt. Diese Arbeiten sind von großer Bedeutung, da viele Grabsteine aus Sandstein im Laufe der Jahre beschädigt wurden. Die Restauratoren müssen dabei sowohl den Denkmalschutz als auch jüdische Gesetze beachten, was einen sensiblen Umgang mit den historischen Objekten erfordert.

Die Stadt Mainz hat sich verpflichtet, die Welterbestätten langfristig zu schützen und gleichzeitig zugänglich zu machen. Im Jahr 2023 wurden bereits an 50 Grabmälern Sanierungsarbeiten durchgeführt, um die Standsicherheit der Grabsteine zu gewährleisten. Diese Maßnahmen sind notwendig, um den Friedhof für zukünftige Generationen zu erhalten und die kulturelle Bedeutung der jüdischen Gemeinschaft in Mainz zu bewahren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Baubeginn des Besucherzentrums am Alten Jüdischen Friedhof in Mainz einen wichtigen Schritt zur Wertschätzung und Erhaltung jüdischen Erbes darstellt. Das Projekt wird dazu beitragen, die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Mainz zu dokumentieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, während gleichzeitig die Totenruhe gewahrt bleibt.

Die Eröffnung des Besucherzentrums ist für 2026 geplant, und es wird erwartet, dass es ein bedeutender Ort für Bildung und Erinnerung wird, der sowohl Einheimischen als auch Touristen die Möglichkeit bietet, mehr über die reiche Geschichte der jüdischen Kultur in Mainz zu erfahren.

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