19.10.2024
Nordkorea: Ein Hoffnung spendender Besuch

Nordkorea: Ein Besuch, der Hoffnung macht

Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un hat die strikte Abschottung nach der Pandemie nach und nach gelockert. Nur Hilfsorganisationen müssen weiterhin draußen bleiben. (Foto: dpa)

Zum ersten Mal seit drei Jahren reist ein UN-Gesandter mit humanitärem Auftrag nach Nordkorea. Öffnet sich das Land wieder für internationale Hilfe?

Von Thomas Hahn, Tokio

Qu Dongyu hat der internationalen Öffentlichkeit noch nicht erzählt, wie es eigentlich in Nordkorea war. Dabei muss dieser Ausflug ins Reich des Machthabers Kim Jong-un auch für den weit gereisten Generaldirektor der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO etwas Besonderes gewesen sein. 2021 mussten die letzten Mitarbeiter der Vereinten Nationen Pjöngjang wegen der strengen Coronavirus-Politik des Regimes verlassen. Seitdem war kein UN-Funktionär mit humanitärem Auftrag mehr dort.

Doch am Wochenende kam FAO-Chef Qu gleich mit einer ganzen Delegation. In Chefökonom Maximo Torero und Kabinettsdirektor Godfrey Magwenzi gehörten zwei weitere hohe FAO-Offizielle dazu. Das zumindest geht aus einem bebilderten Bericht der chinesischen Botschaft in Pjöngjang hervor. In diesem hieß es bereits am Montag, dass Botschafter Wang Yajun die Gäste empfangen habe.

Der Besuch der FAO-Spitzenkräfte in Pjöngjang ist ein Zeichen, das vielen Menschen Hoffnung macht in diesen Zeiten, in denen Kim Jong-un sein Land immer mehr von den unparteiischen Hilfsnetzwerken der Welt zu entfremden scheint. Zwar wurde die Abschottung, die sein Regime wegen der Pandemie seit Anfang 2020 betrieb, längst gelockert. Der Grenzverkehr mit China läuft, der diplomatische Austausch mit dem befreundeten Ausland auch. Und vor allem die neu entdeckte Freundschaft mit Russland macht Dinge möglich, die vor einem Jahr noch unmöglich erschienen, etwa gegenseitige Staatsbesuche und Touristen im Skigebiet Masik-Ryong.

Mit Russland verhandelte Nordkorea um Waffen – und um Lebensmittel

Doch internationale Hilfsorganisationen durften bisher nicht zurückkommen. Dabei müsste es Bedarf an Unterstützung geben. In der harten Phase der Abschottung räumte sogar Kim Jong-un ein, dass Lebensmittel knapp seien. Trotz chinesischer Lebensmittelhilfe soll die Lage für viele im Land verzweifelt gewesen sein. Im vergangenen August berichtete UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen über Nordkorea: „Wegen der begrenzten Mittel der staatlichen Wirtschaftsinstitutionen scheinen viele Menschen von extremem Hunger und akutem Medikamentenmangel betroffen zu sein.“

Nordkoreas Regierung ist sich der Not bewusst. Das sieht man schon daran, dass es in den jüngsten Verhandlungen mit Russland nicht nur um Waffen, sondern auch um Landwirtschaft ging. Im April war eine Delegation mit Ri Chol-man, dem Vorsitzenden der nordkoreanischen Agrarkommission, nach Moskau gereist. Danach erklärte der Russland-Experte Chris Monday von der Dongseo-Universität in Busan dem Fach-Portal NK News, dass Lebensmittelhilfe ein unverfängliches Mittel für Moskau sei, „seine Schulden bei Nordkorea für dessen Waffentransfers zurückzuzahlen“. Und nun darf also auch die FAO wieder in die Nordkorea-Hilfe einsteigen?

Das hoffen alle, die etwas für die Unterernährten im grimmen Alltag der Parteidiktatur tun wollen. Die Rückkehr der FAO würde bedeuten, dass Pjöngjang, „die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft in Ernährungsfragen wiederaufnehmen will“, glaubt der Nordkorea-Forscher Peter Ward vom Sejong-Institut in Südkorea.

Nordkorea macht Südkoreas Regierung schwächen

Auch Nordkorea ist aber an Gesprächen mit Japan interessiert. Der Nordkorea-Experte Frederic Spohr, Büroleiter der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Südkorea, sagt: «Ein Motiv könnte sein, einen Keil in die trilaterale Allianz zwischen Japan, Südkorea und den USA zu treiben.» Kim könnte versuchen, Südkoreas Präsidenten Yoon Suk Yeol zu schwächen, der auf eine harte Linie gegenüber Nordkorea setzt.

Tatsächlich ist Südkoreas Regierung angesichts der neuen Waffenbrüderschaft zwischen Nordkorea und Russland skeptisch. Nordkorea liefert Russland Waffen für den Ukraine-Krieg und erhält im Tausch wahrscheinlich auch militärische Hilfe. Während Washington Unterstützung für mögliche Gespräche zwischen Tokio und Pjongjang zusagte, mahnte ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums, dass man Nordkoreas Absichten skeptisch betrachten müsse.

Christenverfolgung in Nordkorea

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

In Nordkorea gibt es keine Religions- oder Glaubensfreiheit. Das Regime hat ein wachsames Auge auf alle Bürger. Werden Christen entdeckt, deportiert man sie und ihre Familien als politische Verbrecher in Arbeitslager oder tötet sie auf der Stelle. Treffen mit anderen Christen sind daher fast unmöglich und können nur unter strengster Geheimhaltung stattfinden. Die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF) hielt im Juli 2022 fest: „Die Verehrung der Führer hat im Laufe der Jahre immer weiter an Bedeutung gewonnen, und mit der damit einhergehenden ständigen Indoktrinierung wurden auch die Warnungen vor ‚Aberglauben‘ und Religionen (ohne sie als solche zu benennen) immer wichtiger.“

Das 2020 erlassene „Gesetz gegen reaktionäres Gedankengut“ führt unter den in Artikel 28 genannten verbotenen Büchern auch die Bibel auf. Dies zeigt, dass der Staat den christlichen Glauben immer noch als ernsthafte Bedrohung ansieht. Die Kirchen, die Besuchern von Pjöngjang gezeigt werden, dienen bloßen Propagandazwecken.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

1. Hintergrund

Im Jahr 1907 begann eine große Erweckung in Pjöngjang, und die Hauptstadt Nordkoreas wurde als „Jerusalem des Ostens“ bekannt. Hunderte von Kirchen entstanden und Missionare eröffneten im ganzen Land Bildungseinrichtungen. Unter japanischer Herrschaft wurde die Kirche dann zunehmend verfolgt. Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg kam Kim Il Sung an die Macht und führte ein kommunistisches (atheistisches) Regime ein. Während des Koreakriegs (1950-1953) flohen viele Christen. In der Zeit nach dem Krieg wurden Zehntausende Christen getötet, inhaftiert oder in abgelegene Gebiete verbannt; der Rest der christlichen Gemeinde ging in den Untergrund. Man schätzt, dass es vor dem Koreakrieg mehr als 300.000 Christen in Nordkorea gab; nur zehn Jahre später war von ihrer vormals sichtbaren Präsenz nichts mehr übrig.

Die vorgeschriebene

Weitere
Artikel