Neun Minuten! Das ist eine Ewigkeit im Triathlon. Neun Minuten lag der Hesse Patrick Lange, 38 Jahre alt, hinter dem 13 Jahre jüngeren Sam Laidlow, dem vor Selbstvertrauen strotzenden Franzosen, der wie angekündigt gerade beim Ironman Hawaii seinen eigenen Radrekord pulverisiert und auf eine Zeit unter vier Stunden gedrückt hatte (3:57:22). Wie berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Neun Minuten Rückstand also für Lange vor dem abschließenden Marathon über 42,195 Kilometer – da konnte man schon mal ins Grübeln kommen. Zumal der Deutsche, der bereits 2017 und 2018 auf Hawaii triumphiert hatte, in diesem Jahr nicht immer seinen besten Tag erwischt hatte. In Roth musste er nach einem Tritt während des Schwimmens aufgeben, in Frankfurt erlitt er vor dem Start eine Panikattacke.
Doch Hawaii ist nicht Nizza, wo Lange im Vorjahr gegen Laidlow den Kürzeren gezogen hatte. Auf Big Island, der größten Insel des Archipels im Pazifik, wo der Ironman seit 1981 (mit Unterbrechungen) ausgetragen wird, fühlt sich der in Salzburg lebende Deutsche besonders wohl. Hier harmonieren nicht nur die landschaftlichen Bedingungen perfekt mit Langes sportlichen Fähigkeiten, sondern auch der mentale Aspekt spielt eine große Rolle. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet.
Und so kam es, wie es kommen musste: Angetrieben von der Erinnerung an seine vor vier Jahren verstorbene Mutter, die sich seinen dritten Sieg auf Hawaii gewünscht hatte, drehte Lange auf der Laufstrecke mächtig auf. Kilometer für Kilometer holte er auf Laidlow auf, der seinem hohen Tempo auf dem Rad Tribut zollen musste und immer mehr einbrach. Nach etwas mehr als 18 Kilometern war es dann so weit: Lange überholte den Franzosen und gab ihm, ganz Sportsmann, noch einen aufmunternden Klaps.
Von da an war der Weg frei für Langes dritten Streich auf Hawaii. In neuer Fabelzeit von 7:35:53 Stunden erreichte er das Ziel am Alii Drive in Kailua-Kona. Laidlow wurde mit mehr als 25 Minuten Rückstand nur Achtzehnter.
„Ich kann es nicht glauben, großartig, großartig! Ich bin einfach dankbar“, sagte Lange kurz nach seinem Sieg im Ziel. „Ich hatte den perfekten Tag.“
Langes Sieg ist auch ein Sieg der Genugtuung. Denn im Vorfeld der WM war er nicht unbedingt als Topfavorit gehandelt worden. Zu sehr stand die neue Generation um Laidlow, den Norweger Kristian Blummenfelt und den Dänen Magnus Ditlev im Fokus. Doch Lange hat es allen gezeigt – und sich mit seinem dritten Hawaii-Sieg in die Geschichtsbücher des Triathlons eingeschrieben.
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