September 25, 2024
Pflegekräftemangel in Niedersachsen: Alarmierende Prognosen und Herausforderungen

DAK-Pflegereport: Pflegekräfte in Niedersachsen werden knapp

Der aktuelle DAK-Pflegereport warnt vor einer sich zuspitzenden Situation im Pflegebereich in Niedersachsen. Die bevorstehenden Renteneintritte der Babyboomer-Generation, die zwischen 1955 und 1970 geboren wurde, könnten die Personalnot in der Pflege erheblich verschärfen. Laut dem Report müssen in den kommenden zehn Jahren landesweit mehr als 22 Prozent der Pflegekräfte ersetzt werden, was über dem bundesweiten Durchschnitt von 21,9 Prozent liegt. Besonders in Bremen wird ein Ersatzbedarf von 26,5 Prozent prognostiziert. Im Jahr 2023 waren in Niedersachsen etwa 110.000 Menschen in Pflegeberufen tätig.

Renten und Berufseinsteiger

Die Wissenschaftler des Freiburger Sozialforschungsinstituts AGP, die den Landespflegereport im Auftrag der DAK erstellt haben, schlagen Alarm aufgrund einer schrumpfenden Arbeitsmarktreserve. Für das Jahr 2025 werden rund 900 Renteneintritte erwartet, denen nur etwa 3.600 Berufseinsteiger gegenüberstehen. Für das Jahr 2027 wird eine ähnliche Situation prognostiziert, mit 3.300 Berufseinsteigern und 2.150 Renteneintritten. Dies würde eine Reserve von knapp 1.200 Arbeitskräften bedeuten. Bis 2030 wird erwartet, dass sich diese Reserve weiter halbiert, da dann über 2.700 Renteneintritte den 3.300 Berufseinsteigern gegenüberstehen werden. Professor Thomas Klie, der Studienleiter, betont, dass ein Ausbau der Personalkapazität in der Pflege nicht gelingen wird, selbst nicht durch Wiedereinsteiger, Zuwanderung oder Qualifizierung.

Steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen

Die DAK-Gesundheit hebt hervor, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen kontinuierlich steigt. Der tatsächliche Bedarf an Pflegekräften wird daher voraussichtlich weit über dem Ersatzbedarf liegen. Prognosen zufolge werden in den nächsten 25 Jahren bundesweit rund 2,3 Millionen Menschen mehr auf Pflege angewiesen sein. Bis zum Jahr 2050 könnte diese Zahl auf etwa 7,5 Millionen ansteigen, während sie im Jahr 2022 bei etwa 5,2 Millionen lag.

Gesundheitliche Belastungen des Pflegepersonals

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die gesundheitliche Belastung des Pflegepersonals. Dirk Vennekold, der Landeschef der DAK, macht darauf aufmerksam, dass insbesondere Erkrankungen des Bewegungsapparates und psychische Belastungen zu einem hohen Krankenstand führen. Beschäftigte in der Pflege, die älter als 58 Jahre sind, haben im Durchschnitt 53 Fehltage pro Jahr, während der Durchschnitt in anderen Berufsgruppen bei 33 Fehltagen liegt. Der Krankenstand in der Pflege betrug im vergangenen Jahr 7,2 Prozent, während der landesweite Durchschnitt bei 5,6 Prozent lag.

Finanzierungslücken im Pflegesystem

Die DAK weist zudem auf Finanzierungslücken im Pflegesystem hin, die durch steigende Kosten entstehen. Dies könnte dazu führen, dass die Versicherten schon bald mit einer Erhöhung der Pflegebeiträge rechnen müssen, möglicherweise noch vor der Bundestagswahl 2025. Vennekold fordert eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung, um die Herausforderungen im Pflegebereich zu bewältigen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Niedersachsen vor einer großen Herausforderung im Pflegebereich steht. Die Kombination aus dem bevorstehenden Renteneintritt der Babyboomer-Generation, der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen und den gesundheitlichen Belastungen des Pflegepersonals stellt das System vor erhebliche Probleme. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu verbessern und die Pflegeversorgung in Zukunft sicherzustellen.

Quellen: Zeit Online, Grafschafter Nachrichten, DAK-Pflegereport 2024.

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