19.10.2024
Postfilialen in Deutschland unter Druck: 141 Orte ohne Versorgung

In 141 Orten gibt es trotz Vorschrift keine Postfiliale

Die Deutsche Post steht vor der Herausforderung, dass in 141 Orten in Deutschland, die eine gesetzliche Verpflichtung zur Bereitstellung einer Postfiliale haben, diese nicht vorhanden ist. Dies wurde von der Bundesnetzagentur auf Anfrage der dpa mitgeteilt. Diese Situation hat sich im Vergleich zu Februar 2024, als es noch 125 unbesetzte Pflichtstandorte gab, verschärft.

Gesetzliche Vorgaben

Nach den geltenden Vorschriften müssen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Postfiliale vorweisen. In Orten mit über 4000 Einwohnern darf die Entfernung zur nächsten Filiale in dicht besiedelten Gebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen. Trotz dieser klaren Regelung ist die Deutsche Post in der Lage, den Anforderungen nicht immer gerecht zu werden, insbesondere in ländlichen Regionen.

Aktuelle Situation der Postfilialen

Im Juli 2024 gab es laut Angaben der Bundesnetzagentur 141 unbesetzte Pflichtstandorte. Im Oktober 2023 war diese Zahl auf 73 gesunken, was darauf hindeutet, dass es in der Zwischenzeit einige Fortschritte gegeben hat. Dennoch bleibt die Situation angespannt, da die Zahlen in der Vergangenheit stark schwankten. Im Januar 2023 waren es beispielsweise 174 unbesetzte Standorte.

Ursachen für die fehlenden Postfilialen

Ein wesentlicher Grund für die Schwierigkeiten der Deutschen Post ist der Strukturwandel in ländlichen Gebieten. Wenn der letzte Einzelhändler, wie ein Supermarkt oder ein kleiner Laden, schließt, gibt es oft keinen weiteren Partner, der bereit ist, als Filialstandort zu fungieren. Diese Entwicklung führt dazu, dass die Postfilialen in diesen Regionen nicht besetzt werden können. Ein Sprecher der Deutschen Post erklärte, dass die Einrichtung von Filialen in ländlichen Gebieten mit einer schwachen Einzelhandelsinfrastruktur besonders herausfordernd sei. Die Post arbeite jedoch eng mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden zusammen, um Lösungen zu finden.

Die Rolle von Automaten

Um die Herausforderungen zu bewältigen, wird die Bedeutung von Automaten in der Postversorgung zunehmen. Ab dem Jahreswechsel 2024 werden neue Regelungen des Postgesetzes in Kraft treten, die es ermöglichen, sogenannte Poststationen als Erfüllung der Pflichtvorgaben anzurechnen. Diese Automaten bieten eine Vielzahl von Dienstleistungen, darunter den Verkauf von Briefmarken, das Frankieren von Paketen und die Abgabe von Briefen und Paketen. Ein Vorteil dieser Automaten ist ihre 24/7-Verfügbarkeit, während Postfilialen an bestimmte Öffnungszeiten gebunden sind.

Ausblick auf die Zukunft

Von den 141 unbesetzten Pflichtstandorten im Juli 2024 hatten 27 bereits einen Automaten installiert. Dies zeigt, dass es durchaus möglich ist, postalische Dienstleistungen auch ohne eine vollwertige Filiale anzubieten. Die Deutsche Post erwartet, dass die Zahl der unbesetzten Standorte im kommenden Jahr sinken wird, vorausgesetzt, die Anrechnung der Automaten wird von der Bundesnetzagentur genehmigt. Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, hat sich in der Vergangenheit positiv über die Automaten geäußert, was die Hoffnung auf eine positive Entwicklung verstärkt.

Fazit

Die Situation der Postfilialen in Deutschland, insbesondere in ländlichen Gebieten, bleibt angespannt. Trotz gesetzlicher Vorgaben und der Bemühungen der Deutschen Post, die Herausforderungen zu bewältigen, sind viele Gemeinden weiterhin ohne die erforderlichen Filialen. Die Einführung von Automaten könnte jedoch eine Lösung darstellen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und die postalische Versorgung sicherzustellen.

Quellen: dpa, Bundesnetzagentur

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