19.10.2024
Profitabilität im Spannungsfeld: Uber versus Taxi in Deutschland

Können Uber-Fahrer profitabel arbeiten? Ein Blick hinter die Kulissen des Wettbewerbs zwischen Taxi und Fahrdienstvermittlern

Der deutsche Taximarkt erlebt seit dem Einzug von Fahrdienstvermittlern wie Uber einen tiefgreifenden Wandel. Während Taxiunternehmen seit Jahren mit festen Preisen und strengen Regulierungen arbeiten, locken Plattformen wie Uber mit flexiblen Preisen und einem vermeintlich einfacheren Zugang zum Markt. Doch können Uber-Fahrer unter diesen Bedingungen tatsächlich profitabel arbeiten oder ist der Vorwurf des ruinösen Wettbewerbs und der Ausbeutung von Partnerunternehmen durch das Taxigewerbe gerechtfertigt?

Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag von Uber sorgt für Aufsehen und heftige Diskussionen. Das IW analysierte die Geschäftszahlen von Mietwagenpartnern von Uber und kommt zu dem Schluss, dass diese im Durchschnitt eine hohe Profitabilität aufweisen. Die durchschnittliche Umsatzrendite liege mit 1,6 Prozent sogar doppelt so hoch wie im Branchendurchschnitt. "Anders als Taxibetreiber, deren Kilometerpreise von den zuständigen Behörden festgelegt werden, können Mietwagenunternehmen ihre Preise frei wählen", so die F.A.Z. in einem Bericht über die Studienergebnisse. Dafür dürfen Mietwagenfahrer allerdings nicht spontan Passagiere aufsammeln, sondern sind auf vorherige Bestellungen angewiesen. Zudem zahlen sie mehr Umsatzsteuer.

Fahrdienstvermittler wie Uber oder Bolt argumentieren, dass die flexiblen Preise ihren Partnern eine bessere Auslastung und damit höhere Umsätze ermöglichen als Taxiunternehmen mit starren Preisen. Die IW-Studie scheint diese These zu bestätigen: Die Auslastung der Uber-Partner liege bei über 50 Prozent. Größere Mietwagenunternehmen profitieren demnach zusätzlich von Skaleneffekten, da sie regulatorisch bedingte Fixkosten auf mehrere Fahrzeuge verteilen und so ihre Gewinnspannen erhöhen können.

Doch die Ergebnisse der IW-Studie stoßen auf Skepsis und Ablehnung im Taxigewerbe. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, kritisiert die Studie scharf: "Einzige Datenquelle der Untersuchung sind ungeprüfte Angaben von Uber, die vorne und hinten nicht stimmen." Die Taxibranche wirft den Partnerunternehmen von Uber und Bolt seit langem vor, sich nicht an geltende Regeln zu halten und so Kosten zu sparen. Tatsächlich wurden beispielsweise im Mai diesen Jahres in Berlin rund 1700 illegale Mietwagen aus dem Verkehr gezogen, die unter anderem ohne Genehmigung fuhren. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten Angebots in der Hauptstadt. "As reported by Der Standard" führte der Berliner Senat diese Razzia gegen illegale Mietwagen durch.

Auch Andreas Maier, der für die Vermittlungsplattform Free Now das Geschäft in Deutschland und Österreich verantwortet, bezweifelt die Aussagekraft der IW-Studie: "Die Ergebnisse spiegeln aus unserer Sicht nicht die Realität wider, die wir täglich am Markt erleben." Profitabilität werde im Mietwagengeschäft häufig nur durch die Umgehung gesetzlicher Vorgaben erreicht. Free Now selbst konzentriert sich hauptsächlich auf die Vermittlung von Taxifahrten.

Oppermann verweist zudem darauf, dass sich die Zusammenarbeit mit Uber selbst nach dessen eigenen Angaben erst ab einer Flottengröße von acht Fahrzeugen lohne. Die IW-Studie bestätigt dies indirekt: Für Ein-Mann-Betriebe errechnete das Institut eine Umsatzrendite von minus 46,5 Prozent, bei vier Fahrzeugen sind es gerade einmal 0,6 Prozent. Erst ab einer Flottengröße von acht Fahrzeugen steigt die Umsatzrendite auf 6,4 Prozent. "Die überwiegende Mehrzahl der Mietwagenbetriebe in Deutschland ist aber kleiner als acht Fahrzeuge", gibt Oppermann zu bedenken.

Die Taxibranche fordert daher seit Jahren einen Mindesttarif für Mietwagen, um den ruinösen Wettbewerb zu beenden. Im Zuge der Reform des Personenbeförderungsgesetzes vor drei Jahren erhielten Kommunen zwar die Möglichkeit, solche Mindesttarife festzulegen, doch bisher machen nur wenige Städte von dieser Möglichkeit Gebrauch. Aktuell gewinnt die Debatte um Mindesttarife in vielen Städten jedoch an Fahrt. "Derzeit muss sich das Taxi mit kommunal vorgegebenen Preisen in einem Wettbewerb mit Fahrdiensten wie Uber behaupten, die dieser Preisregulierung nicht unterworfen sind", kritisiert Oppermann. "Wer das Taxi stärken will, muss Dumping-Angebote verhindern."

Uber und Bolt hingegen lehnen Mindesttarife ab und fordern stattdessen flexiblere Preise für Taxis, um die Branche zu stärken. Auch das IW kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass regulatorische Eingriffe wie Mindestpreise nicht zu höheren Umsätzen führen würden. "Die oft geforderten Mindestpreise für Mietwagen haben aus ökonomischer Sicht keinen Nutzen", wird IW-Direktor Michael Hüther in der F.A.Z. zitiert. "Stattdessen würden sie erschwingliche Mobilität verhindern und gerade nicht zu einer Verschiebung der Aufträge von Mietwagen zu Taxi führen."

Der Wettbewerb zwischen Taxi und Fahrdienstvermittlern bleibt somit spannend. Ob Uber-Fahrer tatsächlich profitabel arbeiten können, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Flottengröße, der Auslastung und der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Die Debatte um Mindesttarife und die Regulierung des Wettbewerbs wird die Branche sicherlich noch lange beschäftigen.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/taxis-gegen-uber-koennen-uber-fahrer-profitabel-arbeiten-110055883.html
  • https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article407468762/taxi-uber-studie-mietwagen-verdienst-gewinn-preise-fahrdienstvermittler-mindestpreise.html
  • https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/08/mietwagenfirmen-uber-berlin-bezahlung-app.html
  • https://www.zeit.de/2024/28/uber-taxibranche-markt-partner-app
  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/taxis-gegen-uber-naechste-runde-im-strassenkampf-19147918.html
  • https://taxi-times.com/uber-verbucht-erstmals-richtigen-betriebsgewinn/
  • https://www.youtube.com/watch?v=fUaZyShO3fA
  • https://www.uber.com/de/de/drive/
Weitere
Artikel