September 10, 2024
Proteste bei ZF: Mitarbeiter wehren sich gegen drohenden Stellenabbau

Widerstand bei Autozulieferer: ZF-Mitarbeiter wollen gegen Stellenabbau protestieren

Die Belegschaft des Autozulieferers ZF Friedrichshafen steht vor einer massiven Herausforderung. Infolge der jüngsten Ankündigung des Unternehmens, bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abzubauen, haben Tausende von Mitarbeitern Protestaktionen geplant. Diese Demonstrationen sind für den 10. September 2024 angesetzt und sollen nicht nur am Hauptsitz in Friedrichshafen, sondern auch an anderen Standorten wie Saarbrücken und Mannheim stattfinden.

Der Betriebsrat hat die geplanten Maßnahmen als „Frontalangriff“ auf die Belegschaft bezeichnet. Ein Sprecher des Betriebsrats erklärte: „Wir machen diese Aktion, weil wir uns gegen diesen Frontalangriff auf die Belegschaften in Deutschland wehren müssen.“ Allein in Friedrichshafen werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet, die sich gegen 12:45 Uhr auf dem Werksgelände versammeln werden.

Hintergrund der Proteste

Die Ankündigung, die Stellen bis Ende 2028 abzubauen, wurde Ende Juli 2024 veröffentlicht. ZF plant, mehrere Standortverbunde mit schlankeren Strukturen zu schaffen. Aktuell sind etwa 54.000 Menschen in Deutschland für das Unternehmen tätig. Die genauen Details zu den betroffenen Standorten sollen in den kommenden Wochen konkretisiert werden. Die Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze hat zu einer wachsenden Besorgnis unter den Mitarbeitern geführt.

Das Unternehmen, das mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung gehört, hat in der Vergangenheit mit hohen Schulden zu kämpfen gehabt und sich daher ein strenges Sparprogramm auferlegt. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro gesenkt werden. Dies geschieht auch im Hinblick auf den Wandel zur Elektromobilität, für den ZF erhebliche Investitionen tätigen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Geplante Aktionen

Der Betriebsrat hat eine Vielzahl von Aktivitäten zur Unterstützung der Proteste organisiert. Dazu gehören Betriebsratsinformationen, Protestkundgebungen, Demozüge, aktive Mittagspausen und Unterschriftenaktionen. In Saarbrücken, wo derzeit 10.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird ebenfalls ein bedeutender Aktionstag stattfinden. Der Betriebsrat hat angekündigt, dass auch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und der Wirtschaftsminister Jürgen Barke an den Protesten teilnehmen werden.

In Mannheim ist ein Autokorso geplant, um auf die Sorgen der Belegschaft aufmerksam zu machen. Diese bundesweiten Aktionen sind Teil eines größeren Widerstands der IG Metall gegen die Pläne des Unternehmens. Die Gewerkschaft hat bereits angekündigt, dass sie sich nicht bereitwillig mit den Sparmaßnahmen abfinden wird.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

ZF Friedrichshafen ist ein bedeutender Akteur in der Automobilzulieferindustrie und beschäftigt weltweit rund 169.000 Menschen. Der Standort Bodensee allein hat etwa 10.300 Mitarbeiter. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro. Die Herausforderungen, vor denen ZF steht, sind nicht nur auf interne Faktoren zurückzuführen, sondern auch auf den hohen Wettbewerbsdruck in der Branche, insbesondere im Bereich der Elektromobilität.

Die Umstrukturierungen bei ZF sind Teil eines größeren Trends in der Automobilindustrie, der durch den Wandel zu elektrischen Antrieben und die damit verbundenen Veränderungen in der Produktion geprägt ist. Die Notwendigkeit, sich an diese neuen Gegebenheiten anzupassen, hat das Unternehmen dazu veranlasst, drastische Maßnahmen zu ergreifen, die jedoch auf Widerstand bei den Mitarbeitern stoßen.

Ausblick

Die Protestaktionen am 10. September werden ein wichtiger Test für die Solidarität der Belegschaft und die Position der Gewerkschaften in der aktuellen Situation darstellen. Die Reaktionen des Unternehmens auf die Proteste und die Forderungen der Mitarbeiter werden entscheidend dafür sein, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird. Die Beschäftigten von ZF haben deutlich gemacht, dass sie bereit sind, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen und sich gegen die geplanten Einsparungen zur Wehr zu setzen.

Insgesamt zeigt die Situation bei ZF Friedrichshafen, wie stark der Druck auf die Automobilzulieferer in Deutschland ist und wie wichtig es für die Belegschaft ist, ihre Stimme zu erheben, um ihre Interessen zu verteidigen.

Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die Dynamik zwischen Management und Belegschaft entwickeln wird und ob es zu einem Dialog kommen kann, der die Sorgen der Mitarbeiter ernst nimmt.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, MaschinenMarkt.

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