Die New Yorker Auktionshäuser Christie’s und Sotheby’s präsentieren in ihren Herbstauktionen wieder hochkarätige Sammlungen, die den amerikanischen Traum in all seinen Facetten widerspiegeln – vom Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen bis zum Sammeln von Meisterwerken. Wie Ursula Scheer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) berichtet, stehen dieses Jahr die Sammlungen zweier Selfmade-Unternehmerinnen im Mittelpunkt.
Mica Ertegun, die im Dezember 2023 verstarb, floh einst aus Rumänien, modelte in Paris und betrieb in Kanada eine Hühnerfarm, bevor sie den Mitgründer von Atlantic Records heiratete und in New York als Innenarchitektin Karriere machte. Ihre Sammlung, die bei Christie’s versteigert wird, umfasst 65 Lose mit einem geschätzten Gesamtwert von 143 bis 163 Millionen Dollar. Das Highlight ist René Magrittes „L’Empire des lumières“ von 1954, das auf 95 Millionen Dollar taxiert wird und damit das teuerste Los der Saison ist. Die FAZ berichtet, dass das Gemälde mit einer Garantie durch einen Drittanbieter abgesichert ist und ein „beträchtlicher“ Teil des Erlöses wohltätigen Zwecken zugutekommen soll.
Die zweite Sammlung stammt von Sydell Miller, die von der Hausfrau zur Herrscherin über ein Kosmetikimperium aufstieg. Ihre 83 Lose, die bei Sotheby’s unter den Hammer kommen, werden auf 178 bis 217 Millionen Dollar geschätzt. Millers Sammlung, die im März 2024 versteigert wurde, zeichnet sich durch eine Freude an der Schönheit und eine gewisse Verspieltheit aus, wie die FAZ bemerkt. Zu den Highlights zählen Werke von Picasso, Monet, Kandinsky, Moore und Klein.
Neben diesen beiden Sammlungen wird bei Christie’s auch ein Werk aus dem Besitz des texanischen Ölmilliardärs Sid Bass versteigert: Ed Ruschas „Standard Station – Ten-Cent-Western Being Torn In Half“ von 1964, das auf 50 Millionen Dollar geschätzt wird. Dies berichtet das „Wall Street Journal“.
Die New Yorker Auktionen sind nicht nur ein Schaufenster für Meisterwerke, sondern spiegeln auch die Geschichte des amerikanischen Traums wider. Wie die dpa am 17. November 2021 berichtete, erzielte ein Frida-Kahlo-Selbstporträt bei Sotheby's einen Rekordpreis und wurde zum teuersten je versteigerten Werk aus Lateinamerika. Im selben Jahr erzielte die Kunstsammlung von Linda und Harry Macklowe bei Sotheby's einen Gesamtwert von rund 700 Millionen Dollar, die höchste Summe in der Geschichte des Auktionshauses.
Der Kunstmarkt boomt, und die New Yorker Auktionen sind ein wichtiger Indikator für diesen Trend. Wie Anne Reimers in der FAZ am 11. November 2022 schrieb, erreichte die Sammlung von Microsoft-Mitgründer Paul G. Allen bei Christie’s einen Rekordwert von 1,5 Milliarden Dollar. Von Wirtschaftskrise ist hier keine Rede.
Die Faszination für Kunstwerke erstreckt sich auch auf andere Bereiche, wie den Markt für Design-Möbel. Leonie Rolinck von der FAZ untersucht den Hype um Design-Möbel als Wertanlage und fragt, ob es sich dabei um einen kurzfristigen Trend oder eine langfristige Investition handelt.
Die Auktionen in New York sind ein Spiegelbild des amerikanischen Traums und der Sehnsucht nach Schönheit und Wert. Sie erzählen Geschichten von Aufstieg, Erfolg und der Verwandlung von Kunst in Kapital. Von Henri Rousseaus Traumlandschaften, die bei Christie’s für Millionenbeträge versteigert werden (Weltkunst, 21. April 2023), bis zu den Werken zeitgenössischer Künstler wie Danh Vo, der im Guggenheim Museum die Mythen des amerikanischen Traums dekonstruiert (Monopol Magazin, 9. Februar 2018), bieten die Auktionen einen Einblick in die vielfältige Welt der Kunst und des Sammelns.
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