Angst ist ein mächtiges Instrument. Sie kann lähmen, manipulieren und zu irrationalen Entscheidungen führen. In Zeiten von Krisen und Unsicherheiten ist sie ein besonders fruchtbarer Nährboden, der von Populisten und Extremisten geschickt genutzt wird, um ihre Ziele zu erreichen. Wie Saba-Nur Cheema in ihrer Laudatio auf Eva Illouz anlässlich der Verleihung des Frank-Schirrmacher-Preises in der FAZ (18.11.2024) hervorhebt, ist die „Politik der Angst“ allgegenwärtig. Illouz’ Werk decke auf, wie diese Strategie die Gesellschaft spaltet und die Demokratie gefährdet.
Die Instrumentalisierung der Angst ist kein neues Phänomen. Schon 1943 visualisierte Norman Rockwell in seinem Gemälde „The Freedom from Fear“ das alltägliche Familienleben, überschattet von den Schlagzeilen des Krieges. Wie die FAZ berichtet, illustrierte das Bild Roosevelts „Four Freedoms“, darunter die „Freiheit von Furcht“. Doch während Rockwell die Angst vor realen Bedrohungen darstellte, nutzen politische Akteure sie gezielt, um gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen und Macht zu gewinnen.
Der Neurobiologe Gerald Hüther analysiert im Deutschlandfunk Kultur (28.08.2020) die Strategien der „Angstmacher“. Sie bauschen Bedrohungen auf, säen Misstrauen und präsentieren sich als Retter in der Not. Hüther betont die Wichtigkeit, die Motive hinter den Angstbotschaften zu hinterfragen und zu prüfen, ob die Ängste berechtigt sind oder instrumentalisiert werden.
Die Angst vor Migration ist ein besonders prägnantes Beispiel. Der UN-Migrationspakt, der 2018 von einer großen Mehrheit der UN-Staaten angenommen wurde, löste heftige Debatten aus. Wie die ZEIT (10.12.2018) berichtet, wurden Verschwörungstheorien verbreitet und die Befürchtung geschürt, der Pakt fördere massenhafte Migration nach Europa. Dabei gehe es im Pakt vor allem um die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arbeitsmigranten weltweit und die Bekämpfung von Fluchtursachen.
Auch auf lokaler Ebene zeigt sich der Kampf gegen die Angstmacher. In Husum wurde 2019 ein „Politisches Nachtgebet“ ins Leben gerufen, um ein Forum für Austausch und gemeinsame Aktionen gegen Populismus und Angstpropaganda zu bieten. Wie die shz (19.03.2019) und die Webseite der Kirchengemeinde Husum berichten, beteiligten sich Politiker verschiedener Parteien und Kirchenvertreter an der Initiative. Das Motto: „Mutmacher! Gegen die Angstmacher.“
Massenproteste, wie sie die Badischen Neuesten Nachrichten (21.01.2024) im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen Rechts beschreiben, sind ein wichtiges Zeichen gegen die Angstmacher. Sie zeigen, dass viele Menschen den Versuchen der Spaltung nicht tatenlos zusehen. Der Kampf gegen die Angst und die Instrumentalisierung von Unsicherheiten ist eine fortwährende Aufgabe, die gesellschaftliches Engagement und kritisches Hinterfragen erfordert.
Quellen: