September 8, 2024
Sanierungsoffensive der Deutschen Bahn auf dem Prüfstand

Bahn-Chef legt Sanierungsprogramm vor

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, hat ein umfassendes Sanierungsprogramm vorgestellt, das darauf abzielt, den in die Krise geratenen Staatskonzern bis 2027 wieder profitabel und pünktlich zu machen. Das 110-seitige Dokument mit dem Titel „S3“ wurde intern bereits verteilt und wird am 18. September in der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats diskutiert. Diese Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Deutsche Bahn aufgrund ihrer maroden Infrastruktur und häufigen Verspätungen stark in der Kritik steht.

In dem Programm beschreibt Lutz die Hauptursachen für die bisherigen Zielverfehlungen, wobei die mangelhafte Infrastruktur als zentraler Faktor genannt wird. Laut dem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ wurden die Personalkosten für 2024 mit 34,3 Milliarden Euro veranschlagt, was erheblich über den ursprünglich geplanten 28 Milliarden Euro liegt. Diese finanziellen Fehlkalkulationen haben die Deutsche Bahn zusätzlich unter Druck gesetzt.

Das Sanierungsprogramm sieht vor, dass die Bahn bis 2027 einen Betriebsgewinn von zwei Milliarden Euro erzielen soll. In Aufsichtsratskreisen wird jedoch bezweifelt, dass dieses Ziel realistisch ist, insbesondere angesichts anhaltender Verluste im Bereich Cargo. Einige Mitglieder des Aufsichtsrats haben das Programm bereits als „alter Wein in neuen Schläuchen“ kritisiert und fordern tiefgreifendere strukturelle Reformen innerhalb des Unternehmens.

Lutz hat in seinem Programm auch neue Angebote angekündigt, darunter mehr Pendlerverbindungen und eine Neugestaltung des Flächennetzes. Ziel ist es, die Wendezeiten der Züge zu verkürzen und die Anzahl der in Reserve gehaltenen ICE-Züge zu reduzieren. Diese Maßnahmen sind jedoch intern umstritten und stoßen auf Skepsis bei den Aufsichtsräten.

Die Deutsche Bahn steht unter erheblichem Druck, insbesondere von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der kürzlich gefordert hat, dass die Bahn pünktlichere und besser ausgelastete Züge bereitstellt. Wissing verlangt ein konkretes Sanierungskonzept, das kontinuierliche Verbesserungen bis 2027 vorsieht, und hat gleichzeitig die Streichung von unrentablen Fernverkehrsstrecken abgelehnt.

Die aktuellen Herausforderungen der Deutschen Bahn sind nicht nur finanzieller Natur. Immer wieder kommt es zu massiven Störungen im Bahnverkehr, wie zuletzt aufgrund einer IT-Panne im Rhein-Main-Gebiet, die zu erheblichen Verspätungen führte. Diese Vorfälle verdeutlichen die Schwächen des deutschen Bahnsystems und die Dringlichkeit von Reformen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sanierungsprogramm „S3“ ein wichtiger Schritt für die Deutsche Bahn darstellt, um aus der aktuellen Krise herauszukommen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die gesetzten Ziele realistisch sind und ob die angekündigten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden können. Der Druck auf die Unternehmensführung ist hoch, und die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Zukunft der Deutschen Bahn zu sichern.

Quellen: - Süddeutsche Zeitung - Deutschlandfunk - dpa

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