September 20, 2024
Schüler erforschen die Mechanismen von Propaganda und Verfolgung im Nationalsozialismus
Geschichte: Schüler forschen zu Fake-News in Nazi-Diktatur

Geschichte: Schüler forschen zu Fake-News in Nazi-Diktatur

Die Verbreitung von Fake-News und Hassbotschaften ist ein zentrales Element in der Strategie von Unrechtsregimes, um ihre Macht zu festigen und die Bevölkerung zu manipulieren. Im Rahmen eines zweijährigen Projekts am Generallandesarchiv Karlsruhe haben Schüler die Möglichkeit, sich intensiv mit diesen Mechanismen auseinanderzusetzen, insbesondere anhand der NS-Diktatur. Ziel des Projekts ist es, die Schüler nicht nur für die Geschichte zu sensibilisieren, sondern sie auch zu befähigen, Fake-News und Hassbotschaften in der heutigen politischen Landschaft zu erkennen und zu hinterfragen.

Einblick in die Mechanismen der Denunziation

Das Projekt, das von der Schülerakademie in Zusammenarbeit mit dem Generallandesarchiv Karlsruhe durchgeführt wird, bietet den Schülern die Möglichkeit, historische Quellen zu analysieren. Dabei wird besonders auf die Denunziation, Repression und Verfolgung eingegangen, die im Nationalsozialismus an der Tagesordnung waren. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hebt hervor, dass dieses Projekt ein hervorragendes Beispiel für historisch-politische Bildung darstellt, die die Schüler in ihrer Entwicklung zu mündigen Bürgern unterstützt.

Schicksale im Fokus

Die Schüler untersuchen die Schicksale von Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Dies sind oft alltägliche Personen wie Verkäuferinnen oder Lehrer, deren Leben durch das Regime stark beeinträchtigt wurde. Ministerin Schopper betont, dass es wichtig sei, die individuellen Geschichten zu verstehen, um das Ausmaß des Unrechts, das diesen Menschen widerfahren ist, nicht zu vergessen. Die Schüler lernen, wie das erste Land, das die Nationalsozialisten besetzten, Deutschland war und welche gravierenden Folgen dies für die Bevölkerung hatte.

Die Rolle der Sondergerichte

Ein zentrales Element des Projekts ist die Auseinandersetzung mit den sogenannten Sondergerichten, die unter dem Nationalsozialismus eingerichtet wurden. Diese Gerichte waren dafür bekannt, dass sie nicht nur politische Witze oder abweichende Lebensstile verfolgten, sondern auch kritische Äußerungen über Regierungsmitglieder hart bestraften. Die Schüler analysieren spezifische Fälle, die vor dem Sondergericht Mannheim verhandelt wurden, und haben Zugang zu über 12.000 Akten, die einen detaillierten Einblick in den Alltag des Unrechtsregimes geben.

Wahrheitsfindung und Interpretation

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist die Diskussion über die „Wahrheitsfindung“ in den Verfahren der Sondergerichte. Historiker begleiten die Schüler und stellen Fragen wie: Wie arbeiteten diese Gerichte? Was bedeutete „Wahrheit“ in einem System, das auf Lügen und Propaganda basierte? Die Schüler lernen, kritisch zu hinterfragen und die Quellen richtig zu interpretieren, um ein tieferes Verständnis für die Mechanismen von Macht und Kontrolle zu entwickeln.

Ein innovativer Ansatz im Geschichtsunterricht

Das Projekt wird über die Plattform leo-bw.de des Landesarchivs Baden-Württemberg zugänglich gemacht, was es zu einem innovativen außerschulischen Lernort macht. Wolfgang Zimmermann, der Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, betont, dass die Materialien nicht nur für Karlsruhe, sondern auch für andere Regionen von Bedeutung sind. Ein schulübergreifender Seminarkurs, an dem drei Karlsruher Gymnasien teilnehmen, hat bereits erste Erfahrungen gesammelt und bietet den Schülern die Möglichkeit, sich auch über Podcasts und Social-Media-Angebote mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Fazit

Das Projekt zur Erforschung von Fake-News in der Nazi-Diktatur stellt einen wichtigen Schritt in der politischen Bildung dar. Indem Schüler die Mechanismen von Propaganda und Verfolgung untersuchen, werden sie in die Lage versetzt, die Werte von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu schätzen und zu verteidigen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nicht nur eine Rückschau, sondern auch eine wichtige Grundlage für die aktive Teilnahme an der heutigen Gesellschaft.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Schwäbische Zeitung.

Weitere
Artikel