Die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in Niedersachsen, die keinen Hauptschulabschluss erreichen, ist erneut gestiegen. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, lag die Quote im Schuljahr 2022/2023 bei knapp 7,7 Prozent. Dies geht aus Daten des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) hervor. Im Sommer 2023 verließen demnach 5.895 von insgesamt 76.856 Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Bereits während der Corona-Pandemie hatte sich ein Anstieg abgezeichnet: Von 6,0 Prozent im Schuljahr 2020/2021 auf 6,7 Prozent im Schuljahr 2021/2022.
Die Gewerkschaft für Wissenschaft und Erziehung (GEW) äußert sich besorgt über diese Entwicklung und sieht einen Zusammenhang mit dem Personalmangel an niedersächsischen Schulen. "Lehrkräfte haben angesichts der hohen Belastung zu wenig Zeit für die Schülerinnen und Schüler", wird Stefan Störmer, Landesvorsitzender der GEW Niedersachsen, zitiert. Es fehle an Raum für individualisierten Unterricht, der dringend notwendig sei, um Schüler auffangen zu können, die sonst Gefahr liefen, das Bildungssystem ohne Abschluss zu verlassen.
Die GEW sieht ein weiteres Problem im Mangel an Schulsozialarbeitern, Sonderpädagogen und psychologischer Betreuung. Ohne diese multiprofessionellen Teams sei es kaum möglich, auf die vielfältigen Herausforderungen der Schüler einzugehen, so Störmer. Die Gewerkschaft appelliert an die Landesregierung, die personelle und finanzielle Ausstattung der Schulen zu verbessern und flächendeckend multiprofessionelle Teams einzusetzen, um der Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss entgegenzuwirken.
Besonders vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft ist es wichtig, Jugendliche bestmöglich auf das Berufsleben vorzubereiten. Laut der Regionaldirektion Niedersachsen Bremen der Bundesanstalt für Arbeit waren im August 48.605 Ausbildungsstellen in Niedersachsen gemeldet, davon 13.479 unbesetzt.
Die Situation wird auch in anderen Medienberichten aufgegriffen. So berichtet die "Zeit" in einem Artikel vom 12. Oktober 2024 über die steigende Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss und zitiert die dpa mit den aktuellen Zahlen. Auch die "Grafschafter Nachrichten" greifen das Thema am 12. Oktober 2024 auf und verweisen auf die Bedeutung von mehr Unterstützung für Schülerinnen und Schüler, um dem Trend entgegenzuwirken.
Die "Neue Osnabrücker Zeitung" beleuchtet in einem Artikel vom 31. August 2023 die Armutsgefährdung von Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau. Demnach ist das Armutsrisiko in dieser Gruppe doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Besonders betroffen sind Personen ohne allgemein bildenden Schulabschluss.
Der NDR berichtet am 14. Februar 2024 über die Hintergründe der gestiegenen Schulabbrecherzahlen in Niedersachsen. Neben Armut und Migrationshintergrund werden auch schulische Faktoren wie fehlende individuelle Förderung und der Mangel an Schulsozialarbeitern als Gründe genannt.
Die steigende Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss in Niedersachsen ist ein vielschichtiges Problem, das sowohl strukturelle als auch individuelle Ursachen hat. Die Bedeutung von Bildung und Ausbildung für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung macht deutlich, dass es dringend notwendig ist, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um dem Trend entgegenzuwirken.
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