19.10.2024
Die Herausforderung der Sicherheitslage in Afghanistan und der Kampf gegen den ISPK

Kann man den IS mit den Taliban bekämpfen?

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 komplex und herausfordernd. Eine der drängendsten Fragen, die sich sowohl für die afghanische Bevölkerung als auch für die internationale Gemeinschaft stellt, ist, ob die Taliban in der Lage sind, den Islamischen Staat Khorasan (ISPK) zu bekämpfen, der als eine der größten terroristischen Bedrohungen für Europa gilt.

Der Islamische Staat Khorasan

Der ISPK ist der afghanische Ableger der globalen Terrororganisation Islamischer Staat. Seit seiner Gründung hat der ISPK zahlreiche Anschläge in Afghanistan verübt, die sowohl Sicherheitskräfte als auch Zivilisten zum Ziel hatten. Besonders aktiv ist die Gruppe in der östlichen Provinz Nangarhar und in der Hauptstadt Kabul. Die Angriffe des ISPK haben in den letzten Jahren zugenommen, was die Sicherheitslage in Afghanistan weiter destabilisiert hat.

Die Taliban und ihre Herausforderungen

Die Taliban, die nach dem Abzug der US-Truppen die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben, stehen vor der Herausforderung, ihre Herrschaft zu legitimieren und gleichzeitig die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Während die Taliban den ISPK als ihren Hauptgegner betrachten, haben sie Schwierigkeiten, die Kontrolle über das gesamte Land aufrechtzuerhalten. Mangelnde finanzielle Mittel, unzureichende personelle Ressourcen und eine schwache Infrastruktur erschweren es den Taliban, den ISPK effektiv zu bekämpfen.

Die Rivalität zwischen Taliban und ISPK

Die Taliban und der ISPK stehen in einem ideologischen und militärischen Wettbewerb zueinander. Während die Taliban eine nationalistische Agenda verfolgen und versuchen, Afghanistan als islamischen Staat zu etablieren, verfolgt der ISPK eine globalere Agenda, die auf die Errichtung eines Kalifats abzielt. Diese Unterschiede führen zu einem tiefen Misstrauen zwischen den beiden Gruppen. Der ISPK betrachtet die Taliban als Abtrünnige und hat wiederholt Anschläge auf Taliban-Stellungen verübt.

Internationale Reaktionen

Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen in Afghanistan mit Besorgnis. Die Bedrohung durch den ISPK könnte auch Auswirkungen auf die Sicherheit in Europa haben. Experten warnen davor, dass ein Erstarken des ISPK in Afghanistan zu einer Ausweitung terroristischer Aktivitäten über die Landesgrenzen hinaus führen könnte. Dies betrifft insbesondere Nachbarländer wie Pakistan, Iran und Zentralasien, aber auch Europa, das bereits in der Vergangenheit Ziel von Anschlägen durch den IS war.

Die Rolle der Nachbarländer

Die Nachbarländer Afghanistans haben ein großes Interesse daran, die Stabilität in der Region zu wahren. Pakistan, Iran und andere Staaten verfolgen ihre eigenen geopolitischen Interessen und versuchen, Einfluss auf die Taliban zu nehmen. Diese Länder sind besorgt über die Möglichkeit, dass der ISPK in ihren eigenen Gebieten Fuß fassen könnte. Eine Zusammenarbeit zwischen den Taliban und den Nachbarländern könnte eine Möglichkeit sein, die Bedrohung durch den ISPK zu verringern.

Schlussfolgerung

Die Frage, ob die Taliban den ISPK erfolgreich bekämpfen können, bleibt offen. Während die Taliban theoretisch die Kapazitäten haben, um gegen den ISPK vorzugehen, stehen sie vor enormen Herausforderungen. Die Rivalität zwischen den beiden Gruppen, die instabile Sicherheitslage und die geopolitischen Interessen der Nachbarländer machen die Situation in Afghanistan äußerst komplex. Die internationale Gemeinschaft wird die Entwicklungen weiterhin genau beobachten müssen, um angemessen auf die Bedrohung durch den ISPK zu reagieren.

Quellen: FAZ, EU, SWP, Auswärtiges Amt.

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