19.10.2024
Sicherheitsrisiken für das AKW Kursk im Kontext militärischer Konflikte
IAEA-Chef warnt vor Gefahr für russisches AKW Kursk

IAEA-Chef warnt vor Gefahr für russisches AKW Kursk

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat bei einem kürzlichen Besuch des Atomkraftwerks Kursk in Russland vor den potenziellen Gefahren gewarnt, die durch die anhaltenden militärischen Konflikte in der Region entstehen könnten. In einer Stellungnahme, die vom russischen Staatsfernsehen übertragen wurde, betonte Grossi, dass das Kernkraftwerk in der Stadt Kurtschatow ein aktives atomares Objekt sei und dass militärische Angriffe schwerwiegende Folgen haben könnten.

Die Situation in der Region ist angespannt, insbesondere seit dem Beginn der ukrainischen Offensive am 6. August 2024. Grossi äußerte ernsthafte Besorgnis über die Kampfhandlungen in unmittelbarer Nähe des AKW und warnte, dass ein atomarer Zwischenfall nicht ausgeschlossen werden könne, sollte es zu Kämpfen in der Nähe des Kraftwerks kommen. Die Reaktoren des AKW Kursk verfügen über keine Schutzhülle, was sie besonders anfällig für Schäden durch Drohnenangriffe oder Artilleriebeschuss macht. Trotz dieser Gefahren berichtete Grossi, dass der Betrieb des Kraftwerks derzeit nahezu normal ablaufe.

Während seines Besuchs hatte Grossi die wichtigsten Bereiche der Anlage besichtigt, darunter die Reaktoren- und Maschinenhallen sowie das Lager für verbrauchte Brennelemente. Er stellte fest, dass die Sicherheitsvorkehrungen und die Einhaltung der Regeln für die nukleare Sicherheit von größter Bedeutung sind. Grossi forderte erneut, dass Atomkraftwerke nicht als Kriegsziele genutzt werden dürfen, um die Sicherheit der Bevölkerung und der Umgebung zu gewährleisten.

Zusätzlich zu den Sicherheitsbedenken berichteten russische Behörden, dass Trümmer einer abgeschossenen Rakete auf das Gelände des AKW gefallen seien, was die Besorgnis über die Sicherheit der Anlage weiter verstärkt. Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine vorgeworfen, einen Angriff auf das AKW geplant zu haben, was die Spannungen in der Region weiter anheizt.

Grossi betonte die Wichtigkeit des Dialogs und der offenen Kommunikationskanäle zwischen den beteiligten Parteien. Er plant, auch Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew zu führen, um die Situation rund um das AKW Saporischschja und andere Nuklearanlagen in der Ukraine zu erörtern. Die IAEA hat bereits Experten im AKW Saporischschja stationiert, um die Lage zu überwachen und mögliche Risiken zu minimieren.

Die russischen Zivilschutzbehörden haben erklärt, dass die Strahlenwerte in Kurtschatow im Normbereich liegen und die ökologische Situation kontinuierlich überwacht wird. Das AKW Kursk befindet sich etwa 30 Kilometer von den aktuellen Frontlinien entfernt, und es bleibt unklar, ob es ein strategisches Ziel für die ukrainischen Streitkräfte ist.

Alexej Lichtschow, der Chef der russischen Atomenergie-Holding Rosatom, kündigte an, dass er sich in der kommenden Woche mit Grossi in Kaliningrad treffen wolle, um die Ergebnisse des Besuchs in Kursk zu besprechen. Während Grossis Aufenthalt gab es Berichte über Luftalarme in der Region, die auf mögliche Raketenschläge hinwiesen, was die bereits angespannte Lage weiter kompliziert.

Die IAEA hat in der Vergangenheit wiederholt vor den Gefahren gewarnt, die durch den Krieg in der Ukraine für die nukleare Sicherheit entstehen. Insbesondere die Situation am AKW Saporischschja, das von russischen Truppen besetzt ist, bleibt ein zentrales Anliegen der internationalen Gemeinschaft.

Die Entwicklungen in der Region Kursk und die damit verbundenen Risiken für die Atomkraftwerke sind Teil eines größeren geopolitischen Konflikts, der nicht nur die Sicherheit der betroffenen Länder, sondern auch die der gesamten Region und darüber hinaus betrifft.

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