Die Vorstellung vom Single-Dasein, insbesondere von Single-Frauen, hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Das veraltete Bild der verzweifelten Frau auf der Suche nach dem Traummann weicht zunehmend einem selbstbestimmten Leben, in dem eine romantische Beziehung nicht mehr als einzige Voraussetzung für Glück gilt. Die Ende der 90er Jahre gestartete Kultserie "Sex and the City" mit ihrer Protagonistin Carrie Bradshaw trug maßgeblich zu diesem Wandel bei. Doch wie relevant ist Carrie Bradshaw als Vorbild für Singles heute tatsächlich? Und wie gestaltet sich das Single-Leben im 21. Jahrhundert?
Jovana Reisinger schildert in ihrer FAZ-Kolumne "Warum Carrie Bradshaw kein gutes Vorbild für Single-Frauen ist" (faz.net, 08.01.2025), wie sie selbst oft auf die fiktive Figur Carrie Bradshaw reduziert wird. Anhand einer Anekdote von einem Abendessen, bei dem ein Mann sie aufgrund eines kleinen Missgeschicks mit ihrer Garderobe auf ihre vermeintlichen Flirtfähigkeiten ansprach, verdeutlicht sie diese Problematik. Sobald Reisingers Tätigkeit als Single-Kolumnistin zur Sprache kam, verstummte das Gespräch. Die Assoziation mit Carrie Bradshaw schien alle weiteren Gesprächsthemen zu überschatten.
Die Realität des Single-Lebens sieht jedoch oft anders aus als die glamouröse Welt von Designer-Schuhen und Cocktails. Zwar revolutionierte "Sex and the City" die Darstellung von Single-Frauen in den Medien, indem die Serie ihre Unabhängigkeit und Lebensfreude betonte, wie Gunda Windmüller, Autorin von "Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht", gegenüber freizeit.at (07.06.2023) erklärt. Die Serie verdeutlichte, dass Glück nicht zwingend an eine Partnerschaft gebunden ist und Single-Sein eine bewusste Entscheidung sein kann.
Gleichzeitig wird "Sex and the City" heute auch kritisch hinterfragt. Die Fokussierung auf materielle Dinge und die fortwährende Suche nach dem idealen Partner entsprechen nicht der Lebenswirklichkeit vieler Frauen. Candace Bushnell, Autorin der Buchvorlage zu "Sex and the City", erklärte in einem Interview mit dem RND (18.07.2020), dass ihre Bücher das Frausein in der modernen Gesellschaft thematisieren, wobei Sex und Dating nur einen Teilaspekt darstellen. Sie hebt die Bedeutung von Freundschaften zwischen Frauen und die vielfältigen Formen von Familie und Zusammenleben hervor.
Die Welt des Datings hat sich seit den 90er Jahren stark gewandelt. Dating-Apps wie Tinder haben zwar die Möglichkeiten erweitert, bringen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Im RND-Interview äußert sich Bushnell kritisch über den Fokus solcher Apps auf ständige Verfügbarkeit und die Oberflächlichkeit der Begegnungen. Sie ermutigt Frauen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen zu lassen.
Sarah Jessica Parker, die Darstellerin von Carrie Bradshaw, zögerte laut n-tv.de (30.06.2023) zunächst, die Rolle anzunehmen, da sie Nacktszenen befürchtete. Diese anfängliche Unsicherheit spiegelt die Ambivalenz wider, die mit der Figur Carrie Bradshaw verbunden ist: einerseits selbstbewusst und sexuell offen, andererseits auch verletzlich und auf der Suche nach Bestätigung.
Im Kern geht es in der Single-Kolumne nicht darum, eine deutsche Carrie Bradshaw zu sein. Vielmehr soll das Single-Dasein in seiner Vielfältigkeit abgebildet, die Herausforderungen und Chancen beleuchtet und Frauen darin bestärkt werden, ihren individuellen Weg zum Glück zu finden – unabhängig davon, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht. Wie die Welt-Kolumne zum 20. Jubiläum von "Sex and the City" (06.06.2018) zusammenfasst, dreht sich die Serie letztlich um Menschen, um Freundschaft und die Suche nach Sinn im Leben.
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