19.10.2024
Neustart mit Doppelspitze: Pellmann und Reichinnek führen Die Linke in die Zukunft
Sören Pellmann und Heidi Reichinnek führen künftig die Gruppe der Linken im Bundestag. Die Mitglieder wählten die neue Doppelspitze mit sehr knappen Ergebnissen in zwei Kampfabstimmungen in Berlin. Nach einer Phase der internen Turbulenzen und dem Rücktritt des langjährigen Fraktionschefs Dietmar Bartsch hat Die Linke im Bundestag ein neues Führungsduo gewählt. Sören Pellmann und Heidi Reichinnek setzten sich in einer knappen Entscheidung gegen ihre Mitbewerber durch und stehen nun vor der Herausforderung, die Gruppe in ruhigere Gewässer zu führen und die Partei für künftige politische Auseinandersetzungen zu stärken. Sören Pellmann, 47 Jahre alt und aus Leipzig, konnte sein Direktmandat bei der letzten Bundestagswahl verteidigen und gilt als bürgernaher Politiker mit einem Schwerpunkt auf Ostdeutschland, wo er zuvor als Ostbeauftragter der Fraktion tätig war. Heidi Reichinnek, 35 Jahre und ursprünglich aus Sachsen-Anhalt stammend, konnte über die niedersächsische Landesliste in den Bundestag einziehen. Sie hat sich insbesondere in den Bereichen Kinder-, Jugend-, Familien- und Frauenpolitik profiliert. Die Wahl der beiden Politiker erfolgte während einer Klausur in Berlin und spiegelt die innerparteilichen Kräfteverhältnisse wider. Pellmann und Reichinnek erhielten in zwei Wahlgängen jeweils 14 der 27 Stimmen und konnten sich damit knapp gegen ihre Gegenkandidatin Clara Bünger durchsetzen. Ates Gürpinar, der ebenfalls kandidierte, zog seine Bewerbung im Laufe des Verfahrens zurück. Die neue Doppelspitze tritt ein schweres Erbe an, denn Die Linke befindet sich bundesweit in einem schweren Umfragetief und konnte zuletzt nur drei bis vier Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Die Abspaltung eines Flügels um Sahra Wagenknecht, die mit neun weiteren Abgeordneten die Partei verließ und eine eigene Gruppe im Bundestag gründete, hat die Partei zusätzlich geschwächt. Inmitten dieser Herausforderungen betonten Pellmann und Reichinnek die Notwendigkeit der Einigkeit und des gemeinsamen Handelns. In einem Thesenpapier hatten sie Umverteilung, gute Arbeit und Frieden als ihre zentralen Themen benannt. Sie beteuerten, dass sie trotz der internen Streitigkeiten und der herben Niederlagen bei den letzten Wahlen Brücken bauen und die Partei wieder stärken wollen. Die Parteispitze um die Vorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler zeigte sich enttäuscht über das knappe Wahlergebnis, hatte sie doch auf eine einvernehmliche Lösung mit breiten Mehrheiten gehofft. Dennoch äußerten sie sich optimistisch und betonten die Wichtigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit, um Die Linke wieder zu alter Stärke zurückzuführen und sie für die Bundestagswahl 2025 zu positionieren. Die Linke steht somit an einem Wendepunkt. Mit Pellmann und Reichinnek an der Spitze der Bundestagsgruppe und der klaren Fokussierung auf ihre Kernthemen könnte es gelingen, die Partei neu zu formieren und sich für die politischen Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Doch die innerparteilichen Konflikte und die deutliche Kluft zwischen Fraktion und Parteivorstand werden eine stete Herausforderung darstellen, die es zu meistern gilt, um die Linke wieder als relevante politische Kraft in Deutschland zu etablieren.
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