Nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze des Bunds Bairische Sprache hat Sepp Obermeier sein Amt niedergelegt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wurde Niklas Hilber aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen zu seinem Nachfolger gewählt. Obermeier selbst wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und kann so seine Expertise und Leidenschaft für die bairische Mundart weiterhin einbringen (Zeit Online, 3. November 2024).
25 Jahre lang setzte sich Sepp Obermeier für den Erhalt und die Förderung der bairischen Mundart ein. Der 68-jährige Niederbayer versteht Dialekt als weit mehr als nur Folklore. Er kämpfte gegen die Diskriminierung von Mundartsprechern und für die Akzeptanz und Förderung des Dialekts im Schulunterricht. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ist Obermeier ein wandelndes Lexikon der Mundart und verfügt über ein beeindruckendes Wissen über regionale Sprachbesonderheiten, wie zum Beispiel die wienerische Sprachinsel in Rattenberg (Süddeutsche Zeitung, 3. November 2024). Ihm geht es um eine fundierte sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema, nicht um oberflächliche Bayerntümelei.
Obermeier ist überzeugt, dass Dialekte die beste Grundlage für Mehrsprachigkeit bilden. Ein Schlüsselerlebnis für sein Engagement war eine Studie aus den späten 1990er Jahren, die zeigte, dass nur noch zwei Prozent der Münchner Schüler Dialekt sprachen. Er erinnert sich an einen Fall aus Oberbayern, bei dem ein Schüler vor 25 Jahren wegen seines Dialekts eine negative Bemerkung im Zeugnis erhielt. Der darauffolgende Aufruhr und eine Handreichung des Kultusministeriums führten schließlich zu einem Bewusstseinswandel, der Dialekte wieder auf Augenhöhe mit der Standardsprache brachte (Zeit Online, 3. November 2024).
Obermeier war zunächst im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte aktiv, bevor er 2011 Gründungsvorsitzender des Bunds Bairische Sprache wurde. Er initiierte den Dialektpreis "Bairische Sprachwurzel", der jährlich Persönlichkeiten auszeichnet, die öffentlich zu ihrem Dialekt stehen. Preisträger waren unter anderem Markus Wasmeier, Gerhard Polt, Ilse Aigner, Hans-Jürgen Buchner und Papst Benedikt XVI. (DieBayern.de, Bund Bairische Sprache). Die Laudatio hält traditionell ein Professor, der ebenfalls Dialekt spricht.
Mit Niklas Hilber übernimmt nun ein neuer Vorsitzender die Leitung des Bunds Bairische Sprache. Welche Schwerpunkte er setzen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass Sepp Obermeier als Ehrenvorsitzender weiterhin eine wichtige Rolle im Bund spielen wird.
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