Im Herbst 2024 planen die Gewerkschaften in Schleswig-Holstein eine umfassende Kampagne zur Förderung der Tarifbindung. Diese Initiative, die unter dem Motto "Tarifwende-Herbst" steht, zielt darauf ab, die Beschäftigten vor Ort über die Bedeutung von Tarifverträgen zu informieren und sie zu ermutigen, sich für deren Einführung einzusetzen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) berichtet, dass derzeit lediglich 56 Prozent der Beschäftigten in Schleswig-Holstein unter einem Tarifvertrag stehen, was einen signifikanten Rückgang im Vergleich zu 70 Prozent im Jahr 2000 darstellt.
Um auf die Thematik aufmerksam zu machen, wird eine mobile Pommesbude auf Tour gehen und vor verschiedenen Betrieben Halt machen. Diese unkonventionelle Methode soll nicht nur den Appetit anregen, sondern auch symbolisch verdeutlichen, wie Tarifverträge die Lebensqualität der Arbeitnehmer verbessern können. Laura Pooth, die Vorsitzende des DGB-Nord, erklärte: "Mit Tarifvertrag kannst du dir eine große Portion leisten. Ohne Tarifvertrag gibt es leider nur die kleine Portion." Diese Aussage unterstreicht die grundlegende Botschaft der Kampagne, dass Tarifverträge entscheidend für die finanzielle Sicherheit der Beschäftigten sind.
Die Gewerkschaften zeigen sich jedoch enttäuscht über die Haltung der Landesregierung. Ministerpräsident Daniel Günther von der CDU wird zur Station am Schleswig-Holsteinischen Landtag erwartet, wo er symbolisch eine kleine Portion Pommes erhalten soll. Pooth kritisierte, dass die Landesregierung beim Thema Tarifbindung "die kalte Schulter" zeige und es keinen erkennbaren politischen Willen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen gebe. Die Gewerkschaften fordern daher ein Tariftreuegesetz, das es Land und Kommunen vorschreiben würde, Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen zu vergeben. Solche Regelungen existieren bereits in anderen Bundesländern und sollen die Tarifbindung stärken sowie faire Arbeitsbedingungen fördern.
Die Kampagne der Gewerkschaften ist Teil eines größeren Trends, der in den letzten Jahren zu beobachten ist: Immer mehr Arbeitnehmer und Arbeitgeber erkennen die Vorteile von Tarifverträgen. Diese Verträge bieten nicht nur höhere Löhne, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen und mehr Mitbestimmung für die Beschäftigten. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und steigender Lebenshaltungskosten ist die Rückkehr zu einer stärkeren Tarifbindung für viele Arbeitnehmer von zentraler Bedeutung.
Die Gewerkschaften appellieren an die Politik, die Rahmenbedingungen für Tarifverträge zu verbessern und die Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. "Wir richten uns nicht nur an die Arbeitgeber, sondern auch an die Politik, die endlich mehr tun muss, um die Tarifbindung hierzulande wieder zu stärken", so Pooth. Die Gewerkschaften sind sich einig, dass eine stärkere Tarifbindung nicht nur den Arbeitnehmern, sondern auch der gesamten Wirtschaft zugutekommt, da sie zu einer stabileren Kaufkraft und damit zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung führt.
Insgesamt zeigt die Initiative der Gewerkschaften, dass das Thema Tarifbindung in Schleswig-Holstein und darüber hinaus von großer Bedeutung ist. Mit kreativen Ansätzen wie der Pommesbude hoffen die Gewerkschaften, das Bewusstsein für die Vorteile von Tarifverträgen zu schärfen und eine breitere Unterstützung für ihre Anliegen zu gewinnen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die Gewerkschaften mit ihrer Kampagne die gewünschte Resonanz erzielen können und ob die Landesregierung bereit ist, auf die Forderungen der Beschäftigten einzugehen.
