19.10.2024
Tirol: Vater beteuert Unschuld nach Tod seines Sohns

Tirol: Vater beteuert Unschuld nach Tod seines Sohns

Im Mordprozess am Innsbrucker Landesgericht gegen einen Vater, dessen Sohn vor zwei Jahren in Tirol in einem Bach ertrunken ist, hat der Angeklagte am Mittwoch unter Tränen seine Unschuld beteuert. Die Staatsanwaltschaft erklärte hingegen, überzeugt davon zu sein, dass der Mann sein gesundheitlich beeinträchtigtes Kind getötet habe.

Der Vater war im August 2022 in St. Johann in Tirol in den nächtlichen Morgenstunden auf einem Weg an der Kitzbüheler Ache spazieren gegangen, den Sohn in einem Kinderwagen schiebend. Der Mann gab an, dass er das oft getan habe, wenn das sechs Jahre alte Kind nachts unruhig gewesen sei. Plötzlich sei er niedergeschlagen worden wie von einem "Blitzschlag". Nach seiner Darstellung wurde er Opfer eines Raubüberfalls, und während seiner Bewusstlosigkeit sei das Kind offenbar ertrunken.

Die Anklage wies auf Widersprüche hin. Eine Sektflasche, mit welcher der Mann nach eigener Darstellung niedergeschlagen wurde, sei auf Videoaufnahmen im Kinderwagen zu sehen. Eine Ohnmacht von einer Stunde sei medizinisch nicht zu erklären. Das angeblich gestohlene Smartphone – damals ein neues Modell einer hochwertigen Marke – sei in einem Abfalleimer gefunden worden. Aus der Handyauswertung ging hervor, dass der Mann kurze Zeit vor dem Tod des Kindes nach dem Wort "ohnmächtig" gesucht hatte.

Die Verteidigung argumentierte, das seien alles keine Beweise, sondern allenfalls "Hinweise", die sich auch anders erklären ließen. So habe der Mann nach dem Begriff "ohnmächtig" gesucht, um eine Frage seines anderen Kindes zu beantworten. Auch seien entlastende Hinweise durch Fehler im Ermittlungsverfahren vernichtet worden. Glasscherben seien zusammengekehrt und entsorgt, ein Überwachungsvideo sei nicht gesichert worden.

Der Prozess wird voraussichtlich drei Tage dauern. Zahlreiche Zeugen sollen aussagen, um die Vorwürfe zu bewerten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vater Mord vor, während die Verteidigung von einem Raubüberfall spricht.

Der Fall sorgte für großes Medieninteresse, da der Vater deutscher Staatsbürger ist und die Tat in Österreich stattfand. Die Suche nach einem Kindergartenplatz, die gescheitert war, könnte möglicherweise ein Motiv für den Mord gewesen sein, vermutet die Staatsanwaltschaft.

Der Verteidiger des Vaters, Mathias Kapferer, kritisierte die Ermittlungen und sagte, dass es keine Beweise für ein Motiv gebe. Der Vater habe ein liebevolles Verhältnis zu seinem Sohn gehabt und sich jahrelang aufgeopfert.

Die Verteidigung will in den kommenden Tagen weitere Zeugen aufrufen, um die Vorwürfe zu entkräften. Der Prozess wird am 1. August fortgesetzt.

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