September 30, 2024
Ultras im Visier: Razzia gegen die kriminellen Strukturen im Mailänder Fußball

Ein Schlag gegen die italienische Fußballszene: Am frühen Montagmorgen wurden bei einer großangelegten Razzia der Polizei in Mailand und Umgebung 16 führende Köpfe der Ultra-Gruppierungen von Inter und AC Mailand verhaftet. Drei weitere Personen wurden unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Verdächtigen schwere Straftaten vor, darunter Erpressung, Körperverletzung und Verbindungen zur Mafia.

Wie die Polizei mitteilte, sollen die Ultras der beiden rivalisierenden Vereine eine Art Allianz gebildet haben, um ihre kriminellen Machenschaften voranzutreiben. Im Zentrum der Ermittlungen steht der illegale Handel mit Eintrittskarten für Spiele im Giuseppe-Meazza-Stadion, das beide Vereine als Heimspielstätte nutzen. Die Ultras sollen die Tickets zu überhöhten Preisen verkauft und die Gewinne für ihre kriminellen Aktivitäten verwendet haben.

Darüber hinaus sollen die Gruppierungen Schutzgelder von Straßenhändlern und Parkplatzwächtern in der Umgebung des Stadions erpresst haben. Auch gewalttätige Auseinandersetzungen vor und während der Spiele werden den Verdächtigen zur Last gelegt. Die Polizei spricht von "mafiösen Methoden", die von den Ultras angewandt wurden, um ihre Interessen durchzusetzen.

Unter den Festgenommenen befinden sich laut Medienberichten einige der bekanntesten Figuren der Mailänder Ultra-Szene, darunter die beiden Anführer der Fangruppen von Inter und AC Mailand. Einer der Anführer hatte erst kürzlich die Führung der Inter-Ultras übernommen, nachdem sein Vorgänger im Zusammenhang mit der Ermordung eines Mitglieds einer einflussreichen Mafia-Familie verhaftet worden war. Auch der Bodyguard des bekannten italienischen Rappers Fedez soll zu den Festgenommenen gehören.

Die Ermittlungen der Polizei und der Anti-Mafia-Behörde dauern an. Es wird erwartet, dass in den kommenden Tagen weitere Details über die kriminellen Aktivitäten der Ultras bekannt werden. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Schattenseiten des italienischen Fußballs und die anhaltende Problematik der Gewalt und Kriminalität im Umfeld der Ultra-Szene.

Die Verhaftungen sind ein schwerer Schlag für die beiden Mailänder Fußballvereine, die sich in den vergangenen Jahren um ein sauberes Image bemüht hatten. Die Ermittlungen könnten zu empfindlichen Strafen für die Vereine führen, darunter Punktabzüge oder sogar ein Ausschluss von Wettbewerben.

Der Skandal hat auch politische Dimensionen erreicht. Die rechtsgerichtete Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die sich in der Vergangenheit als Hardlinerin in Sachen Kriminalität und Sicherheit profiliert hatte, gerät nun unter Druck. Die Opposition wirft ihr vor, die wachsende Macht der Ultras unterschätzt und zu wenig gegen die Gewalt im Fußball unternommen zu haben.

Die Verhaftungen in Mailand sind ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte von Gewalt und Skandalen im italienischen Fußball. Sie zeigen, dass die Ultra-Szene trotz aller Bemühungen um Aufklärung und Prävention noch immer ein Nährboden für Kriminalität und Extremismus ist.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, dpa

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