19.10.2024
Gefälschte Profile im US-Wahlkampf: Der Missbrauch jünger Frauen zur Trump-Werbung

Ganz normale Mädchen: Gefälschte X-Accounts werben für Trump

In den letzten Monaten hat sich ein neues Phänomen im amerikanischen Wahlkampf herauskristallisiert: gefälschte Konten auf der Plattform X, die sich als junge Frauen ausgeben und für Donald Trump Werbung machen. Diese Konten, die Namen wie „Eva_maga 1996“ oder „Nena_Patriot28“ tragen, nutzen gestohlene Bilder von echten Frauen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Laut einer Untersuchung von CNN in Zusammenarbeit mit dem Centre of Information Resilience (CIS) wurden insgesamt 56 solcher gefälschter Konten identifiziert.

Die gefälschten Profile zeigen attraktive junge Frauen, die vorgeben, im November für Trump stimmen zu wollen. Sie fordern ihre Follower auf, patriotische Symbole wie die amerikanische Flagge zu posten. Sätze wie „Ich bin ein ganz normales Mädchen, das für Trump stimmen wird“ oder „Mal sehen, wie viele Trump-Unterstützer unter meinen Followern sind. Egal was, ich wähle am 5. November Trump“ sind häufig zu finden. Die Konten scheinen auch Spendenaufrufe für die Trump-Kampagne zu verbreiten und nutzen geschickte Bild-Manipulationen, um die Abgebildeten in Trump-Merchandise zu zeigen.

Ein zentrales Problem dieser Konten ist, dass die abgebildeten Frauen in Wirklichkeit aus Europa stammen und nicht in der Lage sind, an den US-Wahlen teilzunehmen. Viele von ihnen leben in Ländern wie Dänemark, Deutschland, Russland oder den Niederlanden und verdienen ihren Lebensunterhalt oft mit ihren sozialen Medien Auftritten. Debbie Nederlof, ein Model aus Trier, ist eine der Frauen, deren Bilder ohne Zustimmung verwendet werden. Sie äußerte sich gegenüber CNN und erklärte, dass sie mit den politischen Themen in den USA nichts zu tun habe und schockiert über den Missbrauch ihrer Bilder sei.

Die Untersuchung ergab, dass diese gefälschten Konten nicht nur die Identität der Frauen stehlen, sondern auch Desinformationen verbreiten. So wird auf einem der Konten, das Nederlofs Bilder verwendet, die Verschwörungstheorie über die angebliche Wahlmanipulation von 2020 propagiert. Die gefälschten Konten erreichen oft eine große Zahl an Followern und werden von anderen Nutzern als vertrauenswürdig wahrgenommen, da einige sogar den blauen Verifizierungscheck tragen.

Die Analyse der gefälschten Konten zeigt ein systematisches Muster. Viele der Konten nutzen Fotos von jungen Frauen, die entweder gestohlen oder mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz generiert wurden. Diese Konten sind oft miteinander vernetzt und retweeten sich gegenseitig, was darauf hindeutet, dass es sich um eine koordinierte Kampagne handelt. Experten vermuten, dass staatliche Akteure, möglicherweise aus Russland oder anderen Ländern, hinter diesen Aktivitäten stecken könnten.

Die betroffenen Frauen versuchen, ihre Follower über den Betrug zu informieren, jedoch oft ohne Erfolg. Trotz klarer Richtlinien von X, die das Vortäuschen falscher Identitäten verbieten, hat die Plattform bislang keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um die gefälschten Konten zu löschen. Erst nachdem CNN über die Vorfälle berichtete, wurden viele dieser Konten gesperrt.

Die Situation wirft grundlegende Fragen über die Sicherheit und Integrität von sozialen Medien auf, insbesondere im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf in den USA. Die Verwendung gefälschter Identitäten und die Verbreitung von Desinformation könnten erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und die Wahlentscheidungen haben. Die betroffenen Frauen, die unwissentlich zu Figuren in einem politischen Spiel gemacht werden, fordern mehr Schutz und Aufklärung über die Risiken, die mit der Nutzung sozialer Medien verbunden sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gefälschten X-Accounts, die für Trump werben, ein besorgniserregendes Beispiel für die Art und Weise sind, wie soziale Medien manipuliert werden können, um politische Agenden zu fördern. Die Identitätsdiebstähle und die Verbreitung von Desinformation sind Themen, die sowohl die betroffenen Individuen als auch die Gesellschaft als Ganzes betreffen.

Quellen: F.A.Z., t-online, Der Standard, Watson.

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