Der Klang der Fanfare auf der Bauma – ein Symbol des Erfolgs und der Freude, das Peter Gerstmann, den scheidenden Zeppelin-Chef, während seiner Amtszeit stets begleitet hat. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, ertönte sie jedes Mal, wenn sein Team auf der internationalen Leitmesse für Baumaschinen den Verkauf von 100 Fahrzeugen erreichte. „Unsere Wettbewerber haben das gehasst, wir haben dann immer laut hochgezählt, einmal Fanfare sind hundert, zweimal Fanfare sind zweihundert, dreihundert, vierhundert, sechshundert“, erinnert sich der 62-Jährige im Gespräch mit der F.A.Z.. Fast 15 Jahre lang lenkte der gebürtige Rheinländer die Geschicke des Zeppelin-Konzerns und formte ihn nach den Vorstellungen amerikanischer Ökonomen um. Nun, in für den Baumaschinenhändler stürmischen Zeiten, übergibt er das Ruder an seinen Nachfolger.
Gerstmann, der das Zepter im Jahr 2010 inmitten der Finanzkrise übernahm, fand ein Unternehmen vor, das vor Herausforderungen stand. Faule Derivate und überbewertete Gebrauchtmaschinen prägten das Bild. Der Umsatz lag bei zwei Milliarden Euro, der Gewinn bei 20 Millionen Euro. Unter seiner Führung gelang es, den Konzern neu auszurichten und zu stabilisieren.
Im Zentrum seiner Strategie standen die Werte von Ferdinand von Zeppelin und dessen Managementteam, die in den sogenannten „Grafensätzen“ verankert wurden. Darauf aufbauend entwickelte Gerstmann die G-P-S-Strategie, die auf Wachstum (Growth), Leistung (Performance) und Nachhaltigkeit (Stability) setzte. Diese Neuausrichtung, so Gerstmann, habe Resilienz in das Unternehmen gebracht und die Gefahr gebannt, vom eigenen Wachstum überrollt zu werden.
Ein weiterer Meilenstein seiner Amtszeit war die Restrukturierung des Konzerns. Aus dem einstigen Industriebereich in Friedrichshafen und dem Handel mit allen anderen Aktivitäten formte er fünf strategische Geschäftseinheiten. Dieser Schritt trug der Tatsache Rechnung, dass die Marktbedingungen in Deutschland sich von denen in Ländern wie Turkmenistan oder der Ukraine deutlich unterscheiden.
Besonders am Herzen lag Gerstmann die Unternehmenskultur. Als Vertriebs- und Serviceorganisation mit Fokus auf den Kunden, so betonte er im Interview mit der Schwäbischen Zeitung, sei Zeppelin auf ein starkes Team angewiesen. Der Verkauf von Maschinen der US-Marke Caterpillar, deren Preise in der Regel über denen der Konkurrenz liegen, erfordere Vertrauen und erstklassigen Service.
Als einer von rund 180 Caterpillar-Händlern weltweit spielt Zeppelin eine bedeutende Rolle im Vertriebsnetz des US-Konzerns. Obwohl Zeppelin keine Miningkunden bedient und somit auf den Absatz riesiger Maschinen für den Bergbau verzichten muss, belegt das Unternehmen, gemessen am Umsatz, einen der vorderen Plätze unter den Händlern, wie Gerstmann im Interview mit der Schwäbischen Zeitung erklärte.
Die enge Bindung an Caterpillar, die mitunter als kritisch betrachtet wird, sieht Gerstmann als gegenseitige Abhängigkeit. Im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung betonte er, dass Zeppelin bei Caterpillar durchaus Gehör finde und die Zusammenarbeit in der Vergangenheit von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen sei.
Die Verbundenheit mit der Region Friedrichshafen, die durch die Zeppelin-Stiftung, den Eigentümer des Konzerns, gewährleistet ist, betrachtet Gerstmann als Segen. Im Interview mit der Schwäbischen Zeitung hob er die Vorteile eines Stiftungsunternehmens hervor, das nicht dem kurzfristigen Gewinnstreben unterliege, sondern langfristig und werteorientiert geführt werden könne.
Im Rückblick auf seine Zeit bei Zeppelin zeigt sich Gerstmann zufrieden. Im Interview mit dem Baublatt erinnerte er sich an die bauma-Messen als besondere Highlights, die ihm Gänsehautmomente bescherten. Auch die vielen Kundenbesuche weltweit und der enge Kontakt zu den Mitarbeitern haben seine Zeit bei Zeppelin geprägt.
Seinem Nachfolger hinterlässt er ein Unternehmen, das für die Zukunft gerüstet ist. Dennoch sieht Gerstmann die Baubranche vor großen Herausforderungen, wie er im Interview mit der Schwäbischen Zeitung anmerkte. Politische Verunsicherung, steigende Zinsen und die Preisdynamik im Baugewerbe würden die Branche vor große Herausforderungen stellen.
Peter Gerstmann, der Baggerverkäufer, wie ihn die F.A.Z. nennt, tritt nun ab und übergibt die Führung an Matthias Benz. Sein Vermächtnis: Ein Konzern, der für seine Werte steht, sich den Herausforderungen des Marktes stellt und fest in der Region Friedrichshafen verankert ist.
- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/scheidender-zeppelin-chef-peter-gerstmann-der-baggerverkaeufer-110018573.html - https://www.schwaebische.de/regional/bodensee/friedrichshafen/zeppelin-ist-friedrichshafen-und-friedrichshafen-ist-zeppelin-2880389 - https://baublatt.de/zeppelin-im-wandel-vom-umsatzwachstum-bis-zur-neuausrichtung-ein-gespraech-mit-peter-gerstmann/ - https://allgemeinebauzeitung.de/abz/zeppelin-und-caterpillar-partnerschaft-mit-zukunft-55706 - https://www.suedkurier.de/ueberregional/wirtschaft/zeppelin-chef-gerstmann-schlaegt-wegen-ukraine-krise-alarm-das-ist-eine-katastrophe-fuer-alle;art416,11054206 - https://www.schwaebische.de/regional/bodensee/friedrichshafen/trotz-russland-und-politischer-verunsicherung-legt-der-zeppelin-konzern-zu-2388770