26.10.2024
Trauerhallen im Wandel Abschiedskultur verlagert sich zunehmend ans Grab

Trauerhallen auf deutschen Friedhöfen werden immer seltener für Trauerfeiern genutzt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, finden Bestattungsfeiern zunehmend direkt am Grab statt. Dieser Trend, der sich seit der Corona-Pandemie verstärkt, lässt sich in mehreren deutschen Städten beobachten, darunter Weimar, Erfurt und Jena.

„Seit der Corona-Zeit finden viele Trauerfeiern vermehrt direkt am Grab statt", zitiert die dpa Andy Faupel, den Sprecher der Stadt Weimar. Ein Grund dafür seien die zusätzlichen Gebühren, die für die Nutzung der Trauerhalle anfallen. Darüber hinaus spiegele diese Entwicklung aber auch einen gesellschaftlichen Wandel wider, der sich immer stärker durchsetze.

Die geringere Auslastung der Trauerhallen stellt die Städte vor neue Herausforderungen. Die Instandhaltung der Gebäude verursacht weiterhin Kosten, während die Einnahmen durch die seltenere Nutzung zurückgehen. Dies betrifft sowohl große Städte mit vielen Friedhöfen als auch kleinere Gemeinden. So verfügt beispielsweise die Stadt Erfurt über 15 Trauerhallen auf 25 kommunalen Ortsteilfriedhöfen, zusätzlich zu drei Hallen auf dem Hauptfriedhof. In Jena gibt es neben den großen Hallen auf den beiden Hauptfriedhöfen sieben weitere Trauerhallen. Und auch Weimar ist neben einer großen Trauerhalle und einem kleinen Abschiedsraum auf dem Hauptfriedhof für sieben weitere Gebäude in den Ortsteilen zuständig.

Die Stadt Erfurt berichtet, dass von den durchschnittlich rund 825 Feierstunden im Jahr nur 180 in den Ortsteilen stattfinden. „Die Herausforderungen liegen einerseits in der eher geringen Auslastung der kleineren Hallen auf den Ortsteilfriedhöfen, andererseits in den trotzdem bestehenden Instandhaltungs- und Unterhaltskosten", erklärt Sprecherin Sophie Pohl gegenüber der dpa. Doch auch die großen Hallen würden aufgrund der kleiner werdenden Trauergesellschaften nicht mehr so stark gebucht.

Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen an die Ausstattung der Trauerhallen. Barrierefreiheit und moderne Tontechnik sind mittlerweile Standard. Immer häufiger werden aber auch Beamer und Leinwände für die Gestaltung der Trauerfeier eingesetzt. In Erfurt ist geplant, Trauerfeiern zukünftig auch online zu übertragen, um Trauergästen, die nicht vor Ort sein können, die Teilnahme per Livestream zu ermöglichen. Aktuell können bereits Diashows übertragen werden.

In Weimar kommen spezielle Techniken wie Hörschleifen zum Einsatz, die es Hörgeschädigten ermöglichen, Tonübertragungen ohne Nebengeräusche und Hall zu empfangen. Im Zuge der aktuellen Sanierung des Verwaltungsgebäudes wird daher auch die gesamte technische Infrastruktur erneuert, um für zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein.

Die abnehmende Nutzung von Trauerhallen ist ein Zeichen für den Wandel in der Bestattungskultur. Der Trend geht zu individuelleren und persönlicheren Abschiedsformen, die nicht zwangsläufig an einen traditionellen Ort gebunden sind. Die Digitalisierung eröffnet zudem neue Möglichkeiten, Trauerfeiern für Menschen zugänglich zu machen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein können.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/26/trauerhallen-seltener-genutzt-online-abschiednahme-gefragt

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