Es war ein Wettlauf gegen die Zeit und ein Kampf um jedes einzelne Gemälde: Vincent van Goghs „Kopf einer Bäuerin“, auch bekannt als die „Mona Lisa von Brabant“, sollte in ihrer Heimat bleiben. Das Noordbrabants Museum im niederländischen Herzogenbosch hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die benötigten 8,6 Millionen Euro für den Erwerb des Gemäldes aufzubringen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtete, war es Museumsdirektorin Jacqueline Grandjean zu verdanken, dass das Vorhaben letztendlich gelang.
Das Bildnis, eine 1885 entstandene Studie für das Gemälde „Kartoffelesser“, zeigt Gordina de Groot. Die Bauerntochter aus Nuenen bei Eindhoven stand Modell für van Gogh während seiner Zeit in dem Brabanter Dorf. Auf dem weltberühmten Gemälde „Die Kartoffelesser“ ist sie als eine der fünf Personen am Tisch zu sehen. Nach 120 Jahren in Privatbesitz wurde das Gemälde 2023 bei einer Auktion in London versteigert. Ein Privatsammler erhielt den Zuschlag für 6,3 Millionen Euro – Jacqueline Grandjean hatte sich mit ihrem Gebot nicht gegen ihn durchsetzen können.
Doch die Museumsdirektorin gab nicht auf. Sie nahm Kontakt mit dem neuen Besitzer des Gemäldes auf und versuchte, ihn von der Bedeutung des Bildes für die Region zu überzeugen. „Gordinas Blick zeugt vom entbehrungsreichen Leben der Bauern und Weber. Er berührt die Menschen hier ganz besonders”, wird Grandjean in der F.A.Z. zitiert. Zudem sei van Gogh selbst in Brabant geboren worden. Ihr Flehen zeigte Wirkung: Der Sammler erklärte sich bereit, das Gemälde an das Museum zu verkaufen – für 8,6 Millionen Euro.
Ein Großteil der Summe kam schnell zusammen. Der niederländische Staat steuerte 3,4 Millionen Euro bei, weitere 2,6 Millionen kamen von Fonds und Stiftungen. Die restlichen 2,6 Millionen Euro sollten durch Crowdfunding finanziert werden. Doch die Zeit drängte, und fünf Tage vor Ablauf der Frist fehlte noch immer eine Million Euro.
„In unserer Provinz leben 2,6 Millionen Menschen”, sagte Grandjean. „Wenn jeder einen Euro spendet, sind wir aus dem Schneider.” Wie die F.A.Z. weiter berichtete, organisierte das Museum ein „Gordina-Wochenende“ und schickte einen Heuwagen mit dem Konterfei der Bauerntochter auf Reisen durch die Dörfer Brabants.
Der unermüdliche Einsatz der Museumsdirektorin und die Spendenbereitschaft der Menschen in Nordbrabant zahlten sich aus. Kurz vor Ablauf der Frist meldete sich eine Stiftung aus der Region und erklärte sich bereit, die Finanzierungslücke zu schließen. Die „Mona Lisa von Brabant“ konnte in ihre Heimat zurückkehren.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/van-goghs-mona-lisa-von-brabant-bleibt-in-ihrer-heimat-110066632.html