Die Entscheidung zur Sanierung der historischen Villa Baltic in Kühlungsborn wurde erneut verschoben. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Teilnehmerkreisen der Stadtvertretersitzung am Donnerstagabend berichtete, wurde der Punkt von der Tagesordnung abgesetzt. Das Schicksal des denkmalgeschützten, seit 35 Jahren leerstehenden und verfallenden Gebäudes bleibt damit weiterhin ungeklärt. ZEIT ONLINE berichtete ebenfalls über die ausbleibende Entscheidung.
Im Zentrum der Diskussion steht ein Gesamtkonzept, das die Sanierung der Villa und den Verkauf eines angrenzenden Grundstücks an die Investoren, die Brüder Jan und Berend Aschenbeck, umfasst. Die Projektentwickler aus Oldenburg erwarben die Villa im Frühsommer 2019 und planen den Bau eines Hotels auf dem Nachbargrundstück. Die Einnahmen aus dem Hotelbetrieb sollen die Sanierungskosten der Villa decken. Laut dpa hatten sich die Eigentümer der Villa, die Stadt Kühlungsborn als Eigentümerin des Nachbargrundstücks und das Land Mecklenburg-Vorpommern als Fördermittelgeber im Oktober auf Eckpunkte geeinigt.
Der Verkehrswert des als Filetstück geltenden Grundstücks wurde nach mehreren Gutachten auf rund 5,2 Millionen Euro festgelegt. Das Land erhöhte die Fördermittel für die Sanierung der Villa von fünf auf sechs Millionen Euro. Bund und Stadt Kühlungsborn sollen jeweils ein Drittel, also zwei Millionen Euro, beitragen. Außerdem wurde vereinbart, dass die Klassifizierung des geplanten Hotels als „Vier-Sterne-Plus“ nach Dehoga-Standard nicht mehr zwingend vorgeschrieben ist und die Einhaltung vertraglicher Fristen aufgrund der Verzögerungen um ein Jahr verlängert wird.
Die Aschenbecks haben bereits einen Architektenentwurf für das Hotel vorgelegt, das als sogenannter Assistenzbau in Holzbauweise neben der Villa entstehen soll. Der prägende Charakter der 1912 fertiggestellten Villa Baltic soll dabei erhalten bleiben. Das historische Gebäude blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück. 1929 vermachten die damaligen Besitzer das Anwesen der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu Berlin“. In der NS-Zeit wurde die Villa zwangsverkauft, später als Lazarett genutzt und nach dem Krieg von der Roten Armee geplündert. In der DDR diente sie als FDGB-Erholungsheim. Seit der Wende steht das Gebäude leer.
Nach der Sanierung soll die Villa Baltic wieder öffentlich zugänglich gemacht werden und unter anderem ein Café beherbergen. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) unterstrich die Bedeutung der Villa, die weit über die Stadtgrenzen hinausreiche. Die erneute Vertagung der Entscheidung lässt die Zukunft der Villa Baltic jedoch weiterhin ungewiss.